„In Böhmen und Mähren geboren-bei uns (un)bekannt“, lautete der Titel von Lebensbildern, die Dr. Wolfgang Schwarz vom Adalbert Stifter Verein der elften Jahrgangsstufe am Ortenburg-Gymnasium bei einer Lesung präsentierte. Der Schriftsteller Bernhard Setzwein brachte anschließend den Prager Dichter Franz Kafka anlässlich dessen 100. Todestags den Jugendlichen näher. Setzwein, der ganz aktuell einen Roman mit dem Titel „Kafkas Reise durch die bucklige Welt“ veröffentlicht hat, stellte dessen Erzählwerk „Die Verwandlung“ in den Mittelpunkt seiner Präsentation. Die stellvertretende Schulleiterin Dr. Christine Paschen führte die beiden Referenten zu der Lesung und dem anschließenden Workshop ein. „Der Adalbert Stifter Verein will das Erbe dieser in den böhmischen Ländern geborenen Persönlichkeiten deutscher Sprache weitervermitteln“, stellte Wolfgang Schwarz eingangs fest. Adalbert Stifter, Marie von Ebner-Eschenbach, Gregor Mendel, Sigmund Freud, Oskar Schindler, Ferdinand Porsche und Ottfried Preußler zählen zu ihnen. Die Biografien des weltberühmten Psychoanalytikers Sigmund Freud oder des „technischen Genies“ Ferdinand Porsche, der einst den VW Käfer konstruiert hat, machten Eindruck auf die Jugendlichen. Ebenso Otfried Preußler, dessen „Kleine Hexe“ „Krabat“ und „Räuber Hotzenplotz“ vielen aus der jungen Zuhörerschaft nicht unvertraut war. Der Stoff dieser Kinder- und Jugendwerke Preußlers stammt aus der Märchen- und Sagenwelt seiner Kindheit im böhmischen Isergebirge. Wolfgang Schwarz, der beim Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds in Prag gearbeitet hat und mit einer Tschechin verheiratet ist, warf auch einen Blick darauf, wie heute in Tschechien mit der Erinnerung an die berühmten deutschsprachigen Persönlichkeiten umgegangen wird. Einen Spitzenplatz nimmt hierbei Franz Kafka ein. „Er ist mittlerweile das Aushängeschild für Prag“, konstatierte Bernhard Setzwein und blendete gleichzeitig auf dessen Weltgeltung: „Kafka ist der weltweit am meisten bekannte Autor deutscher Sprache.“ Setzwein brachte den Jugendlichen biografische Fakten zu Familie und Arbeitswelt des Dichters nahe, vor deren Hintergrund weltberühmte Romane entstanden, „die aber alle nicht zu Ende geschrieben wurden“. Setzweins besonderes Augenmerk galt der „Verwandlung“, in der über Nacht aus einem Menschen ein Käfer wird. Bereits beim ersten Erscheinen dieses Werks hat dieses bei den Lesern Irritationen ausgelöst. „Kafkas Texte sind buchlange Träume, ohne jegliche Erklärung, was sie eigentlich bedeuten sollen“, stellte Bernhard Setzwein fest, der schon als Jugendlicher ein Fan dieses Prager Dichters war.