Die Pfarrei Schmidmühlen unternahm eine erlebnisreiche Boxtour durch den Truppenübungsplatz Hohenfels. Als Scout fungierte Paul Böhm.
Bis auf den letzten Platz gefüllt war der Bus, als man sich auf die Fahrt in den 16 000 Hektar großen Truppenübungsplatz auf machte. Besuchen kann man die verlassenen Ortschaften nur mit Genehmigung der amerikanischen Streitkräfte. Das Sperrgebiet ist gefährliches Territorium. Viele der ehemaligen Siedlungen, die 1938 und 1939 oder dann bei der Truppenübungsplatz-Erweiterung im Spätsommer 1951 abgelöst wurden, liegen inmitten von Schießbahnen. Diese sind, auch wenn der „scharfe Schuss“ in Hohenfels zu Beginn der 90er-Jahre eingestellt wurde bis heute nicht entmunitioniert. Blindgänger und andere Munition werden zwar das ganze Jahr über von Kampfmittelbeseitigern geborgen und entsorgt – aber diese sind damit noch lange nicht am Ende angelangt. Bereits bei der Einfahrt bei Tor V bei Hörmannsdorf konnte man erfahren, dass bei Harras etwa 250 Apfelsorten, 60 Sorten an Birnen, Zwetschgen, Nussbäume und anderes Kernobst gesichert wurden. Bei der Fahrt durch das Feldlager Albertshof bekam man einen Einblick über das Fassungsvermögen des Lagers. Auch erklärte Paul Böhm, wie die verschiedenen Fahrzeuge bei den Waschanlagen gesäubert werden. In Unterödenhart sah man das ehemalige Kriegsgefangenenlager (Amerikaner, Engländer, Australier und Neuseeländer). Heute ist hier der Standort des 1. Bataillons des 4. Infanterieregiments. Ganz versteckt zeigte sicher der ehemalige Polenfriedhof. Die hier bestatteten „Displaced Persons“ waren meist polnischer Staatsangehörige, Zwangsarbeiter und Verschleppte, die nach der Befreiung in den Häusern und Baracken des geräumten Kriegsgefangenenlagers „Stalag 383“ in Hohenfels einquartiert wurden. Dort hatte auch polnische Staatsbürger vorübergehend eine letzte Ruhestätte, bis zu ihrer Umbettung 1962 nach Hammelburg. Auch über die Forstwirtschaft im Truppenübungsplatz konnte man erfahren, dass Hohen ein Bundesforstbetrieb mit Sitz in Schmidmühlen 7 Forstreviere gegliedert, Größe etwa 2200 bis 2500 Hektar hat. Von den 16250 Hektar Fläche sind etwa 9000 Hektar Wald, Rest Freifläche gehalten. Der Gesamt-Bestand an Rotwild etwa um die 4000 Stück. Bei der Weiterfahrt über die alte Straße zur „Autobahn“ in Richtung Haasla in Circle Town, fanden die Dreharbeiten Batic Leithmeyer Tatort mit dem Titel „Charly“ statt. Viele Regenrückhaltebecken sind im Truppenübungsplatz entstanden. Viele Dorfhüllen konnte man noch sehen. In Geishof befindet sich eine neue Baustelle der Kirchenödenhart Kirche St. Magdalena Pfarrei Dietldorf. Der Altar ist jetzt als Nebenaltar in Emhof zu sehen. Fasziniert war man auch von der Feldlandebahn mit 1090 Metern, 19 Meter breit, die ab 1982 gebaut und immer weiter verbessert wurde. Das 1982 bis 1985 gebaute Übungsdorf wurde durchfahren. Weiterfahrt über den Enslwanger Berg. Kirchdorf, eigene Gemeinde, gehörte zur Pfarrei Adertshausen. 58 Wohngebäude, Gesamtgemeine 512 Einwohner. Bekannt waren die Enslswanger wegen ihrer geselligen, lustigen Lebensart mit Kirchweihfesten bis zu einer Woche Dauer. Ab 1928 hatten sie eine eigene Schule im Dorf. Kirchenpatron war der Heilige Nikolaus, das Wasser musste aus der Lauterach geholt werden. Bei der Weiterfahrt nach Schwend, befand man sich 3,5 Kilometer südlich von Adertshausen. Hier gab es 12 stattliche Höfe, Poststation war Hohenburg. Bis 1929 gingen die Kinder in Adertshausen zur Schule, dann eigenes Schulhaus Enslwang. 1938/39 in der Ablösezone I gelegen mussten 95 Einwohner ihre Heimat verlassen. Nach der Wiederansiedlung in den Nachkriegsjahren bis 1951 mussten erneut 14 Familien mit 78 Familienangehörigen ihre Heimat für immer verlassen. Heute dient dies als Übungsdorf für die Multinationale Ausbildung mit Minarett, Verkaufsständen, Cafe Aladin, Gehöfte, Buden orientalischer Bauweise, wie auch andere Dörfer. Rechts davon am Berhang, Tora-Bora Höhensystem nachgebaut wie in Afghanistan, sehr schwierige Übungszenario. Im Übungsplatz findet man etwa 450 Obstsorten in den ehemaligen Dörfern. Etwa 320 Regenrückhaltebecken im Übungsplatz verteilt. 228 Kilometer Panzerstraßen durchziehen das Gelände. 1 Flugplatz, eine Feldlandebahn, 6 Luftlandezonen, 1455 Gebäude, 11 Motorpools und sieben große Übungsdörfer, informierte Paul Böhm. Bei der Ablösung 1938: 1622 Einwohner aus 247 landw. Anwesen, davon 177 Erbhöfe; dabei wurde knapp 10 000 ha damals von der Wehrmacht nach der Einführung der Wehrpflicht im Deutschen Reich beansprucht. Ablösung 1951 mit etwa 6000 ha: 2056 nach dem Krieg neue angesiedelte Einwohner aus dem Wehrmachtsübungsplatz. Ablösung im Erweiterungsgebiet: 1162 Einwohner aus den Gemeinde Lutzmannstein, Geroldsee, Griffenwang und Pielenhofen. „Derzeit ist in Hohenfels kein Wolf standorttreu“. Ein Wolf, eine Rüde, ist im Jahre 2017/18 in den Veldensteiner Forst abgewandert und hat eine Familie gegründet. Im Übungsplatz ist die Militärgemeinde mit etwa 6500 Menschen, etwa 1800 Soldaten fest stationiert, ca. 500 bis 550 Deutsche Arbeitnehmer. Etwa 500 Schulkinder, davon die Hälfte Grundschule, die andere Hälfte Highschool. Eigentümer des Übungsplatzes ist die Bundesrepublik Deutschlang, steht unter amerikanischer Verwaltung. Von 1956 bis 2002 war die Bundeswehr mit einem Verbindungskommando vertreten.
In Kittensee wurde eine Kaffeepause eingerichtet. Dabei konnte man viele Gespräche über die erlebnisreiche Boxtour austauschen. Dabei hatte man die Möglichkeit, das Übungsdorf näher zu besichtigen. Einen Besuch stattete man noch in Schmiedheim der Kirche St. Bartholomäus und der Brauerei Rödl ab. Hier haben sich zur Zeit des Gebetläutens sich die jungen Leute immer heimlich hinter der Kegelbahn in Schmidheim zwischen Kirche St. Bartholomäus und der Brauerei getroffen und sich ewige Treue geschworen.
Pfarrer Werner Sulzer dankte zum Abschluss Paul Böhm für die Durchführung der Boxtour und die überaus vielen Berichterstattungen über den Truppenübungsplatz Hohenfels. „Allein 69 Kilometer hatte man bei der heutigen Boxtour im Übungsplatz zurückgelegt und dabei nur einen Bruchteil kennengelernt“.