In diesem Jahr machte sich am letzten Samstag im Juli wieder eine Gruppe von Wallfahrern, 35 an der Zahl, auf die rund 13 Kilometer vom Grenzübergang bei Mähring zur Kirche Sankt Anna. Rund 150 Gläubige feierten zum Abschluss gemeinsam mit den Fußwallfahrern den Gottesdienst.
Militärdekan Siegfried Weber war in diesem Jahr der Anführer der Wallfahrt. Mit ihm standen Pfarrer Jiři Majkov aus Plana, Pfarrvikar Armin Mayerhofer aus Mähring, Regionaldekan Monsigniore Georg Flierl aus Tirschenreuth und Prälat Helmut Wanka aus Limburg am Altar. Begrüßen durfte der Vorsitzende des Fördervereins St. Anna, Reinhard Legat, die Bürgermeister aus Plana, Tirschenreuth und Mähring. Zudem die Vorsitzende des Heimatkreises Plan-Weseritz, Frau Regine Löffler-Klemsche.
Rund 40 Sängerinnen und Sänger des Projektchores „Tirschenreuth, Tachov, Plößberg“ unter Leitung von Florian Löw boten ein imposantes Klangbild und erfüllten die Barockkirche mit festlichem Gesang.
„Massel oder Schlamassel?“
Militärdekan Weber ging in seiner Predigt auf die Bedeutung von Glück und Unglück ein.
Bei jüdischen Hochzeiten ist es üblich, dass der Bräutigam ein Glas mit dem Fuß zertritt. Die Gäste wünschen dem Brautpaar dann „Masel tov“ das bedeutet „viel Glück“. Im zuvor gehörten Evangelium aber steckte der Bräutigam in einem Schlamassel, bei der Hochzeit von Kanaan war der Wein ausgegangen, die Feier drohte zu platzen.
Wie oft geraten wir selbst in die Situation, dass wir nichts mehr anbieten können? Wenn uns die Energie und die Freude abhandengekommen sind? Wenn wir uns verbraucht und leer fühlen, wie die Krüge in Kanaan? Die oft beschworene Zeitenwende bezieht sich nicht nur auf die schrecklichen Kriege unserer Zeit, sondern auch auf die Kirche. Manche wollen auf seltsame Weise die Kirche neu erfinden, andere erkennen die Zeichen der Zeit nicht. Es kursiert die Angst, dass die Kirche gesichtslos wird, so der Prediger.
In Europa haben wir das Glück, schon sehr lange in einer Friedensgemeinschaft zu leben. Doch die Demokratie wird in Europa immer mehr in Frage gestellt. Politiker wollen die Gemeinschaft zerstören. Wir sind dabei das wertvolle Geschenk der Demokratie zu „vermasseln“.
„Was er euch sagt, das tut!“
Wie werden unsere Krüge wieder voll? Maria weißt Jesus auf die leeren Krüge hin. Ihre Aufforderung an Jesus bekommt erst einmal eine Abfuhr. Jesus nimmt uns unsere Last nicht einfach ab. Aber wenn unsere Möglichkeiten ausgeschöpft sind, greift Jesus ein. Maria bittet um das Vertrauen in Jesus mit den Worten: „Was er euch sagt, das tut!“ Seine Worte wollen uns Hoffnung geben, gerade dann, wenn wir nichts mehr haben aus dem wir schöpfen können. „Füllt die Krüge mit Wasser“ – es ist die Aufforderung die Krüge mit unserem Wasser zu füllen, mit unserer Mittelmäßigkeit, unserer Lustlosigkeit, unserer Schwachheit. In die Krüge Gottes dürfen wir alles hineinschütten, was uns belastet. Unser vergebliches Mühen, unsere Enttäuschungen unseren Ärger. „… sie füllten die Krüge bis zum Rand“, bis zum Überlaufen. So wie Gott, dass Wasser in Wein verwandelte, können wir auf Gott vertrauen. Bei der Wallfahrt auf den Annaberg brechen wir aus der Lethargie unseres Alltags aus. Wir verlassen das Hamsterrad unseres Rastlosigkeit. Die Wallfahrt ist mehr als ein frommer Brauch, ist der Beginn einer Sendung. Eine Wallfahrt heißt: „Setzt euch in Bewegung, seid missionarisch.“ Die Annawallfahrt will uns ermutigen den guten Wein zu trinken. Jesus will uns mit seinem Wein nicht berauschen und die Sorgen vergessen machen, ganz im Gegenteil. Gottes Geist will uns stärken, damit wir wahrnehmen, was die Menschen brauchen. Wir müssen dem Evangelium ein menschliches Gesicht geben, keine Fratze die uns zum Kampf aufruft. Wir müssen Flagge zeigen und nicht unser Fähnchen in den Wind halten. Was aus der Glaubensstärke werden kann, das sehen wir gerade bei dieser deutsch-tschechischen Wallfahrt. Aus der Wallfahrt erwächst das große Geschenk der Versöhnung. Jesus hat uns die Vergebung und die Versöhnung ins Herz gelegt. Maria hat ihr Vertrauen von ihrer Mutter Anna und ihrem Vater Joachim mitbekommen. Maria ist an den Schmerzen über den Tod ihres Sohnes nicht zerbrochen. Gott ruft uns auf, auf ihm zu vertrauen, so die abschließenden Worte des Militärdekans.
Zum Abschluss der 35. St. Anna-Wallfahrt bedankte sich der Vorsitzende des Förderverein St. Anna beim Wallfahrtsführer Dr. Maximilian Schön, der deutschen und der tschechischen Polizei, dem BRK Tirschenreuth und allen, die zum Gelingen der 35. Wallfahrt beigetragen haben.