Tief beeindruckt, oft auch betroffen waren die Zuhörer beim Vortrag von Johannes Ehbauer aus Ursensollen, der im Goglhof vom Leben seines Ur-Urgroßvaters Johann Gammerl (*1872, +1946) erzählte. Dieser hatte 1936 bis 1939 seine Lebenserinnerungen aufgeschrieben. Ein seltenes Dokument, dass das bewegte Leben eines einfachen Menschen vor rund 150 Jahren beschreibt.
Die Nachfahren der Linie Hollweck aus Laaber haben die Texte und viele Bilder sorgfältig aufbewahrt. Johannes Ehbauer hat die in Sütterlin geschriebenen Zeilen „übersetzt“ und ein Buch daraus gemacht.
„Zwölf Kinder hat uns Gott geschenkt. Von diesen zwölf Kindern sind acht teils nach der Geburt, teils nach längerer Lebenszeit gestorben“, liest Ehbauer vor. Von den vier, die das Erwachsenenalter erreichten, fiel der einzige gebliebene Sohn im 1. Weltkrieg. Tochter Anna Maria starb 1926 mit Anfang 20 im Kindbett (von ihr stammt Johannes Ehbauer ab), Tochter Barbara ging ins Kloster und später nach Amerika. Sie haben sie nie wiedergesehen. Den Gammerls blieb nur Tochter Magdalena, bei der sie nach seiner Pensionierung doch noch eine erfüllte Zeit erleben durften.
Arm geboren nimmt er jede Arbeit die er kriegen kann. Durch Fleiß bringt er es vom Tagelöhner, Straßenhilfsarbeiter bis zum Straßenoberaufseher. Die Arbeitszeit damals: 12 Stunden, sechs Tage die Woche, für rund 17 Pfennig die Stunde. Mit 32 hat er es geschafft. Er wird zum staatlich besoldeten Straßenwärter befördert.
Johannes Ehbauer beschreibt, wie sich Johann Gammerl mit 37 Jahren durch eine kleine Wunde am Knie eine Blutvergiftung holte und operiert werden musste - daheim auf dem Küchentisch mit primitivsten Mitteln. Diese Unfallverletzung rettete ihm vielleicht das Leben, er war nicht kriegstauglich.
Den Gegensatz zu den emotionalen Erzählungen lieferte Hans Pirner mit unterhaltsamen Stückln mit seinem Schifferklavier und einigen lustigen Reimen.