Sonderpädagogisches Förderzentrum Tirschenreuth bei Festakt im Kultusministerium mit dem ‚Schulprofil Inklusion‘ ausgezeichnet.
Inklusion gehört zu den großen Aufgaben unserer Gesellschaft und stellt gleichzeitig eines der zentralen Anliegen der bayerischen Bildungspolitik dar, so die klare Botschaft von Kultusministerin Anna Stolz bei der feierlichen Übergabe der Urkunde an Vertreter des Sonderpädagogischen Förderzentrums Tirschenreuth. Weiter betonte die Ministerin: „Wir bauen das Netz der Schulen mit dem ‚Schulprofil Inklusion‘ in ganz Bayern weiter aus. Die Profilschulen leisten einen unschätzbaren Beitrag zu mehr Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit. Sie sind wichtige Botschafter, die zeigen, wie Inklusion gelingen kann – in Regelschulen wie in Förderzentren. Dort wird nicht nur Fachwissen vermittelt, sondern auch die Fähigkeit, Vielfalt als Bereicherung zu begreifen. Dafür möchte ich mich bei allen Beteiligten ganz herzlich bedanken.“
Die Basis für das Schulprofil Inklusion bildet ein unter Federführung von Sonderschulrektorin Uschi Huber mitsamt allen beteiligten Akteuren der Schulfamilie gemeinsam erarbeitetes inklusives Bildungs- und Erziehungskonzept. Im Mittelpunkt stehen dabei stets die einzelnen Schülerinnen und Schüler, sowohl mit sonderpädagogischem Förderbedarf als auch ohne sonderpädagogischem Förderbedarf. Die Profilschulen sind somit ein wichtiger Baustein im Gesamtkonzept des bayerischen Wegs der Inklusion. Das SFZ Tirschenreuth kann „Inklusion durch eine Vielfalt schulischer Angebote“ umfassend nachweisen. Sonderpädagogische Förderschwerpunkte werden im Unterrichtsalltag in die individuelle Förderung miteinbezogen und die Unterrichts- und Erziehungsarbeit fortwährend im Team reflektiert. Im Umgang mit verhaltensauffälligen Schülerinnen und Schülern setzt man auf eine Präsenzpädagogik im Sinne der „Neuen Autorität“ nach Haim Omer. Weitere zentrale Aspekte sind die Kooperation mit allen am direkten pädagogischen Prozess Beteiligten sowie besondere Unterstützungs- und Beratungssysteme für Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte aus dem Bereich der Regelschulen.
Ein weiterer Schwerpunkt inklusiver Arbeit findet in der Modellregion `Inklusion` statt. Seit März 2020 ist das SFZ Tirschenreuth Teil der Modellregion Inklusion im Landkreis Tirschenreuth und ist sowohl in der Steuergruppe als auch in den verschiedenen Arbeitskreisen vertreten. Vorrangige Aufgabe der Schule besteht in der inklusiven Gestaltung der Übergänge und speziell der Übergang von vorschulischen Einrichtungen in die Grundschulen. Anspruch muss es sein, Kinder mit frühen Entwicklungsrückständen in den relevanten Vorläuferfertigkeiten für den Schriftsprach- und den Mathematikerwerb zu identifizieren und diese dann durch intensive und gezielte Übungen so sehr zu verbessern, dass der Anfangsunterricht in der Schriftsprache und Mathematik besser bewältigt und damit die Wahrscheinlichkeit reduziert wird, dass es zu umfänglichen Lernbeeinträchtigungen kommt. Diese Strategie erwies sich bisher als erfolgreich, so dass es mittlerweile in ihrer Wirksamkeit gut belegte indizierte Diagnoseinstrumente und Präventionsprogramme gibt, die in den vorschulischen Einrichtungen von Fachkräften der Förderschule eingesetzt werden. Aktuell beteiligen sich acht Kindergärten aus dem Landkreis Tirschenreuth an diesem Präventionsprojekt `easy start`. Der regelmäßige Austausch mit Eltern und ErzieherInnen sowie die fachliche Beratung, der Gewinn von Informationen und ggf. die frühzeitige, interdiszi­plinäre Zusammenarbeit mit Fachstellen ergänzen und komplettieren das Projekt. Nach Abschluss der Förderung erfolgt eine erneute Überprüfung zur Evaluation der Effektivität der Fördermaß­nahmen sowie der Dokumentation des individuellen Lernverlaufes.
Im Anschluss an „easy start“ begleitet das Modellprojekt „Levumi“ Kinder der ersten Klasse in ihrem weiteren Lern- und Entwicklungsprozess. Prävention hinsichtlich der frühzeitigen Erkennung auftretender Lernschwierigkeiten sowie deren Abwendung ist auch hier oberste Prämisse. In diesem Sinne richtet sich auch dieses Projekt an alle SchülerInnen der ersten Jahrgangsstufe. Mittels einer kleinschrittigen, kontinuierlichen und kompetenzorientierten Lernverlaufsdiagnostik mit der Online Plattform `Levumi` werden Lernzuwachs und Problemfelder der Kinder sichtbar. Die Lehrkräfte der Regelschule in Kooperation mit den Fachkräften des Sonderpädagogischen Förderzentrums können so durch präzise Förderung unmittelbar, zielgerichtet und direkt der Entstehung größerer Wissenslücken entgegenwirken. Mittlerweile beteiligen sich sechs Grundschulen aus dem Landkreis Tirschenreuth an diesem Modellprojekt.
Kultusministerin Anna Stolz überzeugte das inklusive Konzept des SFZ Tirschenreuth, in dem deutlich dargelegt werde, dass Inklusion ein klarer Schwerpunkt der gegenwärtigen und vor allem auch künftigen Unterrichts- und Schulentwicklung ist, der mit erkennbaren Entwicklungsperspektiven unterlegt und nachhaltig in der Schule verankert ist.