Eine ungeheuer interessante Führung durch Schloss Neidstein erlebten die Heimatfreunde Eschenbach. Maximilian Wilfurth erklärte, dass es auf dem Berggipfel ursprünglich eine Burg gab, die 1504 zerstört wurde. Mit den Steinen der Burg erbaute Jobst von Brand unterhalb auf einer Felsenterasse im Jahre 1513 ein Schloss. Wilfurth führte durch den Rittersaal, den gelben Salon, der nur den Frauen vorbehalten war und dem großen Speisesaal, in dem sich der letzte Bewohner Philipp von Brand von einem Butler seine Speisen servieren ließ.
Die Freiherren von Brand waren begeisterte Reiter, weswegen sich auch im Schoß Pferdeställe befunden haben. Wilfurth zeigte sogar den Sattel der Ottilie von Brand, die aus dem Haus Faber-Castell in Stein bei Nürnberg stammte.
Die Heimatfreunde besichtigten drei Zimmer, die vermietet werden, sowie auch das originale Badezimmer der Ottilie von Brand. Sie hatte es bei einer Nürnberger Firma in Auftrag gegeben. Ein versteckter Speisaufzug sorgte für Erstaunen. Die herrlichen kunstvollen barocken Kachelöfen begeisterten alle. „Im Winter bedurfte es drei Bedienstete, um die Kachelöfen rund um die Uhr in Betrieb zu halten.“ , erklärte Wilfurth. Für das Trinkwasser sorgte eine sieben Meter tiefe Zisterne, bei der früher mit einer Pumpe das Wasser im ganzen Haus verteilt wurde. Auch die erste Schloßbrauerei befand sich im Schloß.
Die Besucher bewunderten die kunstvollen Türen und die herrlichen Holzarbeiten. Wilfurth erklärte zum großen Erstaunen der Teilnehmer, dass alle diese Arbeiten vom Kloster Michelfeld stammten. Bei der Säkularisation 1803 wurden alle Klöster aufgehoben und enteignet, so auch das Kloster Michelfeld. Ursprünglich war geplant, die Klostergebäude abzureißen. Davor versteigerte man die gesamte Inneneinrichtung, sowie auch Türen und Böden, die aus folgendem Grund besonders kunstvoll und kostbar waren:
Im Jahre 1724 trat ins Benediktinerkloster Michelfeld der Mönch Anton Denzler ein. Von Beruf war er Kunstschreiner und Holzbildhauer. Er fertigte herrliche Wandverkleidungen, imposante Rokkokotüren und wunderschöne Intarsienböden im Kloster an. Nach der Auflösung des Klosters Michelfeld kauften die Freiherrn von Brand viele dieser Sachen auf und ließen sie ins Schloss Neidstein einbauen, wo man sie heute noch bewundern kann. „Auch die Türen mit ihren Säulen und den Originalbeschlägen weisen eindeutig auf die Michelfelder Arbeit durch den Klosterbruder Denzler hin, erklärte ein Experte. In Michelfeld hatte Anton Denzler auch in der Klosterkirche die Kanzel, das Orgelprospekt und das Chorgestühl ca. um 1750 angefertigt.
„Dass es eine Verbindung von Schloß Neidstein zum Kloster Michelfeld gibt und wir hier auf die ursprüngliche Inneneinrichtung des Klosters treffen, das hatten wir so gar nicht erwartet“, erklärte Heimatforscher und Buchautor Walter Tausendpfund.
Abschließend kündigte Maximilian Wilfurth an, dass dieses Jahr bei schönem Wetter der Biergarten in der Burg an den Wochenenden öffnen wird.