Mit Vorsitzenden Georg Schmidbauer an der Spitze stattete der Heimatkundliche Arbeitskreis Waldthurn dem Oberpfälzer Volkskundemuseum Burglengenfeld unterhalb der Burg einen Besuch ab. Christina Scharinger, die Leiterin des über drei Stockwerke verteilten Museums in der ehemaligen „Großen Kanzlei“, begeisterte die stattliche Delegation aus Waldthurn auf dem Rundgang durch das Oberpfälzer Volkstum mit ihrem Wissensschatz.
Die frühere Geschäftsführerin des Oberpfälzer Kulturbundes, die die Volkskunde als gegenwartsbezogene Kulturwissenschaft sieht, verstand es perfekt, anhand von Geschichten rund um die zahlreichen Exponate und Darstellungen die aufmerksamen Zuhörer zu fesseln und auf eine Zeitreise durch die Oberpfälzer Alltagskultur mitzunehmen. „Das Museum erfährt derzeit eine Neustrukturierung“, so die Leiterin. Anfangs sei vieles aus der alten Zeit ohne besondere Zielrichtung gesammelt und zusammengetragen worden, heute wolle man durch Sonderausstellungen mit wechselnden Themen und auch unter Einsatz von interaktionsfähigen Medien, z. B. mit einem digitalen Katasterplan und mit Hörstationen, mehr über die Besonderheit des Oberpfälzer Lebens vermitteln. Mehrere Räume sind in einer Dauerausstellung dem berühmtesten Sohn Burglengenfelds gewidmet, der Architekt Johann Michael Fischer war einer der bedeutendsten Baumeister des süddeutschen Barocks. In der Sonderausstellung „Gsundheit! – 70 Jahre Krankenhaus Burglengenfeld“ war in Anbetracht der aktuellen Umstrukturierungen im Gesundheitswesen der Bezug zur Gegenwart zu spüren, auch in Burglengenfeld sorge man sich um die Zukunft des Krankenhauses.
In vielen Abteilungen sind fast alle Aspekte des regionalen Volkslebens dargestellt, diese reichen vom Handwerk und der Arbeit über das Wohnen bis zum Jahreslaufbrauchtum. „Was die Chamer Region mit ihrem „Pfingstl“ hatten, wird in Lennesrieth mit dem „Pfingstschwanz“ immer noch am Leben erhalten“, so ein Teilnehmer schmunzelnd beim Betrachten von Bildern und Texten zu diesem Brauch. Ein nicht erwartetes Wiedersehen gab es mit dem in Waldthurn geborenen Künstler Ludwig Bäuml. Der „Beckenzacherl-Wigg“, wie er mit seinem Hausnamen in Waldthurn besser bekannt ist, war zwar nicht persönlich vor Ort. Mit seinem Exponat „Ora et labora“ („Bete und Arbeite“, Wahlspruch der Benediktinermönche), einem alten Bauerschrank in Form einer volkstümlich-künstlerischen Collage, mit der er Erinnerungen und Glaubensvorstellungen in Erinnerung rufen will, fühlten sich aber einige Teilnehmer durch frühere persönliche Begegnungen mit dem Künstler verbunden.
Die kurzweilige Führung durch die Museumsleiterin, garniert mit vielen objektbezogenen Geschichten, wurde zu einer informativen und spannenden Kulturreise durch die Oberpfälzer Vergangenheit. Zum Schluss bedankte sich HAK-Vorsitzender Georg Schmidbauer bei Christina Scharinger für die hervorragende Präsentation ihres Museums mit einem kleinen Geschenk. Der Ausflug der begeisterten Heimatkundler wurde nach der Rückkehr in Waldthurn mit einer gemeinsamen Brotzeit beim Gipflwirt auf dem Fahrenberg beschlossen.