Wo früher der Eiserne Vorhang verlief, blüht heute das Grüne Band: Was es damit auf sich hat, erfuhren nun 15 deutsche und tschechische Studierende bei einem Begegnungsworkshop. Zum interkulturelle Austausch treffen sich seit 2014 jährlich Studierende der Universitäten Regensburg, Passau und Pilsen im Rahmen des Projekts „Kultur ohne Grenzen – Begegnung Bayern Böhmen” im Centrum Bavaria Bohemia. Dieses Mal stand das Grüne Band im Mittelpunkt: eine einzigartige Natur- und Kulturlandschaft, die entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs an der bayerisch-tschechischen Grenze entstand. Nach einem anfänglichen Kennenlernspiel machten sich die Studierenden unter der Leitung von Ivana Danisch auf den Weg, um das Grüne Band auf einer „Bayern-Böhmen-Runde” zu erkunden. Zuerst ging es vom Grenzort Friedrichshäng zum ehemaligen Plößer Friedhof und von dort weiter zur Bügellohe. Die Geschichte, die hinter dem verlassenen Dorf steckt, erweckte Maria Hammerer zum Leben, als sie in die Rolle einer ehemaligen Bewohnerin schlüpfte: Als die Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg gezwungen wurden, ihre Heimat zu verlassen, siedelten sich elf Familien aus der Ortschaft Wenzelsdorf auf der anderen Seite der Grenze in der Bügellohe an. In der Hoffnung, bald wieder zurückkehren zu können, errichteten sie zuerst nur Baracken. Doch als sie merkten, dass die Vertreibung endgültig war, bauten sie sich massivere Häuser. 65 Menschen, davon 34 Kinder, lebten nach dem Krieg in der Bügellohe, sieben Babys wurden dort geboren. Doch schließlich wanderten die Siedler nach und nach ab: Die Lebensbedingungen, vor allem in den langen und schneereichen Wintern, waren zu hart. 1969 verließ der letzte Bewohner die Bügellohe - der Verfall begann. Heute befindet sich ein Informationszentrum im letzten noch stehenden Gebäude. Schließlich besuchten die Studenten noch den Böhmerwaldaussichtsturm. Das Fazit der 15 Teilnehmer war eindeutig: Kein Lehrbuch kann Geschichtsunterricht direkt am Ort des Geschehens ersetzen.