Deutsch-Tschechisches Dominospiel mit Germanismen. (Bild: David Veres)

Partnerschaft über Grenzen hinweg

Partnerschaft über Grenzen hinweg: Grundschulen Schönsee und Poběžovice treffen sich im Centrum Bavaria Bohemia Die Grundschule Schönsee und die Grund- und Hauptschule Poběžovice pflegen seit 1992 eine lebendige Partnerschaft. Jedes Jahr erleben neue Generationen von Schülerinnen und Schülern, wie wertvoll der Austausch zwischen den beiden Ländern ist. Regelmäßige Treffen und gemeinsame Aktivitäten sind dabei der Schlüssel, um diese Verbindung weiter zu stärken. Kürzlich war es wieder so weit: Die 3. Klassen beider Schulen trafen sich im Centrum Bavaria Bohemia (CeBB) in Schönsee. Das CeBB, eine grenzüberschreitende Kulturdrehscheibe und Kompetenzzentrum im Rahmen der vom StMUK geförderten Koordinierungsstelle für die deutsch-tschechische kulturelle Zusammenarbeit, bot den jungen Gästen ein abwechslungsreiches Begegnungsprogramm an. Am frühen Morgen versammelten sich die rund 45 Kinder voller Neugier im CeBB, um gemeinsam einen unvergesslichen Vormittag zu erleben. Unterstützt wurden sie von David Vereš, einem zertifizierten Tandem-Sprachanimateur und Mitarbeiter des CeBB, sowie Kamila Jůzlová, ebenfalls Mitarbeiterin des CeBB. Mit spielerischen Eisbrechern und zweisprachigen Aktivitäten schafften es die beiden, anfängliche Hemmungen schnell abzubauen. Bald hatten sich deutsch-tschechische Kindergruppen gebildet, die möglicherweise den Grundstein für neue Freundschaften legten. Das Programm bot eine bunte Mischung aus Geschicklichkeitsspielen, Wettbewerben und Konzentrationsübungen, die allen großen Spaß machten. Im Anschluss entdeckten die Kinder die Ausstellung „Wald & Jagd”, die noch bis Ende Februar im CeBB zu sehen ist. Besonders beliebt war die Suche nach fünf versteckten Holztieren, die im gesamten Gebäude verteilt waren. Diese spannende Aufgabe ließ die Augen der kleinen Besucher aus Schönsee und Poběžovice gleichermaßen leuchten. Ein weiteres Highlight war das Klettern auf der begehbaren Kunstinstallation „Das Nest” des tschechischen Künstlers Jakub Nepraš, die dauerhaft im CeBB verbleiben wird. Gegen Mittag verabschiedeten sich die Kinder voller Freude – und mit Vorfreude auf das nächste Treffen mit ihren neuen Freunden aus dem Nachbarland.
Grundschüler aus Schönsee und der tschechischen Partnerschule bei der Geschenkübergabe.  (Bild: Birgit Höcherl)

Geschenkübergabe für zweisprachige Theateraufführung

Im Oktober 2024 wurde das Märchen Rotkäppchen zweisprachig, deutsch- und tschechisch, auf dem Eulenberg unter großer Beteiligung von vielen Gästen aufgeführt. Nun gab es für die Kinder aus der Grundschule Schönsee und der Partnerschule aus Pobezovice noch eine kleine Überraschung. Im CeBB versammelten sich Rektor Thomas Troidl, die Lehrerin aus Pobezovice Petra Vankova und Mirka Sebestova, Vorstandsmitglied von Bavaria Bohemia, um den Kindern Dank- und Anerkennung für die gelungene Vorstellung auszusprechen. Kamila Juzlova, zuständig für das Kulturmanagement im CeBB, begrüßte die Kinder und Lehrer. Mirka Sebestova und Birgit Höcherl blickten gemeinsam mit den Kindern zurück auf die Märchenvorstellung. Alle waren sich einig, dass es einen „Riesenspass” gemacht hat, gemeinsam zu proben, die Kostüme zu probieren, sich entsprechend den Rollen schminken zu lassen und das Märchen den vielen Zuschauern zu präsentieren. Wen wundert es da, dass ich die Kinder schon auf die nächste Vorstellung freuen. Im Rahmen der Landesgartenschau heuer in Furth im Wald wird „Rotkäppchen|Karkulka” erneut, voraussichtlich am 22. Juni 2025, aufgeführt. Das CeBB als Koordinierungsstelle für bayerisch-tschechische kulturelle Zusammenarbeit ist Partner, die gesamte Saison mit dem Grünen-Band-Container mit vor Ort und fungiert als Organisator des Märchens. Die Vorstellung wird zwar auch im Freien stattfinden, diesmal aber auf einer Bühne, die auf dem Gelände der Landesgartenschau aufgebaut ist. Dies nahm Rektor Troidl zum Anlass, den Kindern für Ihre gemeinsame Leistung Respekt zu zollen und freute sich, dass die Zusammenarbeit der Grundschule Schönsee mit der Schule in Pobezovice so gut funktioniert. Er verwies auf den nächsten Termin im Mai, das gemeinsame Spielefest in Schönsee. Zur Erinnerung erhielten die Kinder das Märchen auf einer DVD und für jede Schule gab es ein zweisprachiges Bodenmemory, das den Kindern die jeweils andere Sprache näherbringt.
In einer Gesprächsrunde wurde das Thema Köhlerei beleuchtet.  (Bild: Birgit Höcherl)

Köhlerei-früher und heute-immaterielles Kulturerbe

Wann die Menschen entdeckten, dass ein Holzfeuer nicht heiß genug brennt, um Eisen zu schmelzen, ein Holzkohlefeuer aber schon, ist nicht bekannt. Diese Tatsache war aber der Ausgangspunkt für die Verbreitung des Köhlerwesens. Holzkohle war das wichtigste Brennmaterial, zum Beispiel im alten Hüttenwesen und in Schmieden. Um 1750, mitten im „hölzernen Zeitalter”, musste der Wald nahezu alles liefern, was der Mensch zum täglichen Leben brauchte. Holz wurde nicht nur zum Heizen und Bauen benötigt, auch Möbel, fast alle Werkzeuge und sogar Fuhrwerke wurden daraus gefertigt. Im Wald selbst wurde Holzkohle hergestellt und Harz gesammelt. Weil die Wälder oft übernutzt wurden, glichen sie vergrasten Parklandschaften. Bei der Veranstaltung des Centrum Bavaria Bohemia mit dem Thema Köhlerei stellten die Förster und Köhler, Jürgen Köbler und Jiří Kadera im Rahmen der Dialogveranstaltung bb - talk, diesmal in Form einer „beseda”, einer informellen, gemütlichen Gesprächsrundedie Köhlerei unter historischen, sozialen, technischen und kulturellen Aspekten an beiden Seiten der deutsch – tschechischen Grenze vor. Verschiedene Köhlerwerkzeuge weckten das Interesse der Besucher, ebenso das Modell eines Kohlenmeilers und natürlich die vielfältigen Produkte der Köhler. Fotos und ein Kurzfilm über „das schwarze Gold des Waldes” zeigten anschaulich die Arbeitsschritte des Köhlerhandwerks. Die Fragen der Gäste wurden gerne von den Fachleuten beantwortet und bei einer urigen Brotzeit mit angeregten Gesprächen endete der interessante Abend.
Die Gruppe von Bavaria Bohemia e.V. besuchte das Sudetendeutschen Museum - hier in der Abteilung zu Ankunft und Integration der Sudetendeutschen in Bayern  (Bild: Veronika Hofinger)

KulturTour nach München als Dankeschön

Das Centrum Bavaria Bohemia/CeBB in Schönsee kann an 7 Tagen die Woche besucht werden. Dies ist den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu verdanken, die von Kamila Spichtinger, Vorstandsmitglied von Bavaria Bohemian e.V., betreut werden. Sie gewährleisten auch an den Wochenenden den Zugang für Besucher, helfen bei Veranstaltungen oder sind in der ehrenamtlichen Leitung des Vereins tätig. Als Dank für diese wertvolle Unterstützung lädt Bavaria Bohemia e.V. die Ehrenamtlichen jedes Jahr zu einer KulturTour ein. In diesem Jahr organisierte Kamila Spichtinger einen Tagesausflug nach München mit einem Besuch im Sudetendeutschen Haus. Das im Jahr 1985 eingerichtete Sudetendeutsche Haus beherbergt verschiedene Sudetendeutsche Institutionen – so auch das Sudetendeutsche Museum, das 2020 eröffnet wurde. Ein Denkmal für 3 Mio heimatvertriebene Sudetendeutsche. Hier wurde den Gästen bei einer Führung durch die verschiedenen Abteilungen die Geschichte dieser Volksgruppe nähergebracht. Die Dauerausstellung beschreibt über 1100 Jahre Geschichte, Kunst- und Kulturgeschichte. Jahrhundertelang befand sich die Heimat der Sudetendeutschen in Böhmen, Mähren und Mährisch-Schlesien, die durch das Zusammenleben dreier Völker – der Deutschen, der Tschechen und der Juden - geprägt wurde. Das Museum befasst sich mit dem Schicksal dieser gemeinsamen Heimat in ihren unterschiedlichen Gesichtspunkten. CeBB-Vorstandsmitglied Jan Šícha, Gründungsmitglied des Tschechischen Zentrums in München und ehemaliger Kurator der zweiten großen Ausstellung über die deutschsprachige Bevölkerung der böhmischen Länder „Unsere Deutschen“ in Aussig/Usti nad Labem, berichtete auf der Hinfahrt detailliert und kenntnisreich über die Entwicklungen des Nachbarlandes und die Aufarbeitung der Geschichte.
Schülerworkshop im Centrum Bavaria Bohemia: Freundschaft erlebbar machen. (Bild: Birgit Höcherl)

Schülerworkshop im Centrum Bavaria Bohemia: Freundschaft erlebbar machen.

Im Centrum Bavaria Bohemia fand kürzlich drei Tage lang ein deutsch-tschechischer Theaterworkshop für Schülerinnen und Schüler statt. Beteiligt waren insgesamt 20 Teilnehmer von der Realschule Waldmünchen und dem Gymnasium in Domaclice mit ihren Lehrkräften Katharina Ernst, Michala Králíčková und Petra Váchalová. Begrüßt wurden die Jugendlichen vom Mitarbeiterteam des CeBB und von zwei Teammitgliedern vom „Čojč Theater”, dessen Schwerpunkt Theaterpädagogik als Rezept für Begegnung und Kommunikation ist. Jugendlichen wird spielerisch Raum geboten, sich mit Sprache, Kultur, Geschichte und der Zukunft des Grenzgebietes zu beschäftigen. Das Thema des Workshops im Centrum Bavaria Bohemia war „Freundschaft für immer!?”. Dabei setzten sich die Kids mit Fragen auseinander wie: „Was sind Dinge, die ein Freund braucht, um ein Freund zu sein?”  Oder: „Was stelle ich mir unter einem guten Freund vor?” Die Räume des CeBB und das Treppenhaus wurden dabei zur Bühne umfunktioniert und gemeinsam wurden Szenen, passend zum Thema, erarbeitet. Höhepunkt des dreitägigen Workshops war die Darbietung der Ergebnisse für interessierte Zuschauer. Diese wurden eingeladen, sich an verschiedenen Stellen im Haus, das szenische Spiel zum Thema „Freundschaft” anzuschauen. Vieles war selbsterklärend, die Aufgabe war aber auch, sich eigene Gedanken zu machen. Die hervorragende Arbeit aller Beteiligten an diesem Workshop wurde mit sehr viel Applaus belohnt. Der Workshop fand im Rahmen des Projekts Kultur ohne Grenzen mit Förderung durch den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und den Landkreis Schwandorf statt.
Gespielte Szene auf der Bügellohe. (Bild: Ivana Danisch)

Studenten erleben Geschichte am Grünen Band

Wo früher der Eiserne Vorhang verlief, blüht heute das Grüne Band: Was es damit auf sich hat, erfuhren nun 15 deutsche und tschechische Studierende bei einem Begegnungsworkshop. Zum interkulturelle Austausch treffen sich seit 2014 jährlich Studierende der Universitäten Regensburg, Passau und Pilsen im Rahmen des Projekts „Kultur ohne Grenzen – Begegnung Bayern Böhmen” im Centrum Bavaria Bohemia. Dieses Mal stand das Grüne Band im Mittelpunkt: eine einzigartige Natur- und Kulturlandschaft, die entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs an der bayerisch-tschechischen Grenze entstand. Nach einem anfänglichen Kennenlernspiel machten sich die Studierenden unter der Leitung von Ivana Danisch auf den Weg, um das Grüne Band auf einer „Bayern-Böhmen-Runde” zu erkunden. Zuerst ging es vom Grenzort Friedrichshäng zum ehemaligen Plößer Friedhof und von dort weiter zur Bügellohe. Die Geschichte, die hinter dem verlassenen Dorf steckt, erweckte Maria Hammerer zum Leben, als sie in die Rolle einer ehemaligen Bewohnerin schlüpfte: Als die Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg gezwungen wurden, ihre Heimat zu verlassen, siedelten sich elf Familien aus der Ortschaft Wenzelsdorf auf der anderen Seite der Grenze in der Bügellohe an. In der Hoffnung, bald wieder zurückkehren zu können, errichteten sie zuerst nur Baracken. Doch als sie merkten, dass die Vertreibung endgültig war, bauten sie sich massivere Häuser. 65 Menschen, davon 34 Kinder, lebten nach dem Krieg in der Bügellohe, sieben Babys wurden dort geboren. Doch schließlich wanderten die Siedler nach und nach ab: Die Lebensbedingungen, vor allem in den langen und schneereichen Wintern, waren zu hart. 1969 verließ der letzte Bewohner die Bügellohe - der Verfall begann. Heute befindet sich ein Informationszentrum im letzten noch stehenden Gebäude. Schließlich besuchten die Studenten noch den Böhmerwaldaussichtsturm. Das Fazit der 15 Teilnehmer war eindeutig: Kein Lehrbuch kann Geschichtsunterricht direkt am Ort des Geschehens ersetzen.
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