Die Gruppe von Bavaria Bohemia e.V. besuchte das Sudetendeutschen Museum - hier in der Abteilung zu Ankunft und Integration der Sudetendeutschen in Bayern  (Bild: Veronika Hofinger)

KulturTour nach München als Dankeschön

Das Centrum Bavaria Bohemia/CeBB in Schönsee kann an 7 Tagen die Woche besucht werden. Dies ist den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu verdanken, die von Kamila Spichtinger, Vorstandsmitglied von Bavaria Bohemian e.V., betreut werden. Sie gewährleisten auch an den Wochenenden den Zugang für Besucher, helfen bei Veranstaltungen oder sind in der ehrenamtlichen Leitung des Vereins tätig. Als Dank für diese wertvolle Unterstützung lädt Bavaria Bohemia e.V. die Ehrenamtlichen jedes Jahr zu einer KulturTour ein. In diesem Jahr organisierte Kamila Spichtinger einen Tagesausflug nach München mit einem Besuch im Sudetendeutschen Haus. Das im Jahr 1985 eingerichtete Sudetendeutsche Haus beherbergt verschiedene Sudetendeutsche Institutionen – so auch das Sudetendeutsche Museum, das 2020 eröffnet wurde. Ein Denkmal für 3 Mio heimatvertriebene Sudetendeutsche. Hier wurde den Gästen bei einer Führung durch die verschiedenen Abteilungen die Geschichte dieser Volksgruppe nähergebracht. Die Dauerausstellung beschreibt über 1100 Jahre Geschichte, Kunst- und Kulturgeschichte. Jahrhundertelang befand sich die Heimat der Sudetendeutschen in Böhmen, Mähren und Mährisch-Schlesien, die durch das Zusammenleben dreier Völker – der Deutschen, der Tschechen und der Juden - geprägt wurde. Das Museum befasst sich mit dem Schicksal dieser gemeinsamen Heimat in ihren unterschiedlichen Gesichtspunkten. CeBB-Vorstandsmitglied Jan Šícha, Gründungsmitglied des Tschechischen Zentrums in München und ehemaliger Kurator der zweiten großen Ausstellung über die deutschsprachige Bevölkerung der böhmischen Länder „Unsere Deutschen“ in Aussig/Usti nad Labem, berichtete auf der Hinfahrt detailliert und kenntnisreich über die Entwicklungen des Nachbarlandes und die Aufarbeitung der Geschichte.
Schülerworkshop im Centrum Bavaria Bohemia: Freundschaft erlebbar machen. (Bild: Birgit Höcherl)

Schülerworkshop im Centrum Bavaria Bohemia: Freundschaft erlebbar machen.

Im Centrum Bavaria Bohemia fand kürzlich drei Tage lang ein deutsch-tschechischer Theaterworkshop für Schülerinnen und Schüler statt. Beteiligt waren insgesamt 20 Teilnehmer von der Realschule Waldmünchen und dem Gymnasium in Domaclice mit ihren Lehrkräften Katharina Ernst, Michala Králíčková und Petra Váchalová. Begrüßt wurden die Jugendlichen vom Mitarbeiterteam des CeBB und von zwei Teammitgliedern vom „Čojč Theater”, dessen Schwerpunkt Theaterpädagogik als Rezept für Begegnung und Kommunikation ist. Jugendlichen wird spielerisch Raum geboten, sich mit Sprache, Kultur, Geschichte und der Zukunft des Grenzgebietes zu beschäftigen. Das Thema des Workshops im Centrum Bavaria Bohemia war „Freundschaft für immer!?”. Dabei setzten sich die Kids mit Fragen auseinander wie: „Was sind Dinge, die ein Freund braucht, um ein Freund zu sein?”  Oder: „Was stelle ich mir unter einem guten Freund vor?” Die Räume des CeBB und das Treppenhaus wurden dabei zur Bühne umfunktioniert und gemeinsam wurden Szenen, passend zum Thema, erarbeitet. Höhepunkt des dreitägigen Workshops war die Darbietung der Ergebnisse für interessierte Zuschauer. Diese wurden eingeladen, sich an verschiedenen Stellen im Haus, das szenische Spiel zum Thema „Freundschaft” anzuschauen. Vieles war selbsterklärend, die Aufgabe war aber auch, sich eigene Gedanken zu machen. Die hervorragende Arbeit aller Beteiligten an diesem Workshop wurde mit sehr viel Applaus belohnt. Der Workshop fand im Rahmen des Projekts Kultur ohne Grenzen mit Förderung durch den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und den Landkreis Schwandorf statt.
Gespielte Szene auf der Bügellohe. (Bild: Ivana Danisch)

Studenten erleben Geschichte am Grünen Band

Wo früher der Eiserne Vorhang verlief, blüht heute das Grüne Band: Was es damit auf sich hat, erfuhren nun 15 deutsche und tschechische Studierende bei einem Begegnungsworkshop. Zum interkulturelle Austausch treffen sich seit 2014 jährlich Studierende der Universitäten Regensburg, Passau und Pilsen im Rahmen des Projekts „Kultur ohne Grenzen – Begegnung Bayern Böhmen” im Centrum Bavaria Bohemia. Dieses Mal stand das Grüne Band im Mittelpunkt: eine einzigartige Natur- und Kulturlandschaft, die entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs an der bayerisch-tschechischen Grenze entstand. Nach einem anfänglichen Kennenlernspiel machten sich die Studierenden unter der Leitung von Ivana Danisch auf den Weg, um das Grüne Band auf einer „Bayern-Böhmen-Runde” zu erkunden. Zuerst ging es vom Grenzort Friedrichshäng zum ehemaligen Plößer Friedhof und von dort weiter zur Bügellohe. Die Geschichte, die hinter dem verlassenen Dorf steckt, erweckte Maria Hammerer zum Leben, als sie in die Rolle einer ehemaligen Bewohnerin schlüpfte: Als die Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg gezwungen wurden, ihre Heimat zu verlassen, siedelten sich elf Familien aus der Ortschaft Wenzelsdorf auf der anderen Seite der Grenze in der Bügellohe an. In der Hoffnung, bald wieder zurückkehren zu können, errichteten sie zuerst nur Baracken. Doch als sie merkten, dass die Vertreibung endgültig war, bauten sie sich massivere Häuser. 65 Menschen, davon 34 Kinder, lebten nach dem Krieg in der Bügellohe, sieben Babys wurden dort geboren. Doch schließlich wanderten die Siedler nach und nach ab: Die Lebensbedingungen, vor allem in den langen und schneereichen Wintern, waren zu hart. 1969 verließ der letzte Bewohner die Bügellohe - der Verfall begann. Heute befindet sich ein Informationszentrum im letzten noch stehenden Gebäude. Schließlich besuchten die Studenten noch den Böhmerwaldaussichtsturm. Das Fazit der 15 Teilnehmer war eindeutig: Kein Lehrbuch kann Geschichtsunterricht direkt am Ort des Geschehens ersetzen.
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