Otto Küsel – „Engel der Polen“ Besonderer KZ-Häftling als verkannter Held
Vor kurzem fand in der Aula der Grundschule eine Lesung der besonderen Art statt. Markt und Kulturförderkreis Schwarzhofen sowie der Historische Verein für Oberpfalz und Regensburg hatten den Autor Sebastian Christ aus Berlin eingeladen, um sein Werk „Auschwitz-Häftling Nr. 2- Otto Küsel , der unbekannte Held des Konzentrationslagers“ vorzustellen. Maximilian Beer, Bürgermeister und Vorsitzender des Kulturförderkreises sowie Alfred Wolfsteiner, Organisator der Veranstaltung konnten sich über einen enormen Zuspruch freuen (fast hundert Besucher), vor allem von außerhalb. Christ war 2003 auf die bemerkenswerte Geschichte aufmerksam gemacht worden, als er mit Kazimierz Smolen, dem ehemaligen Leiter des staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau ins Gespräch kam. Smolen, selbst Überlebender des Lagers, ermunterte Christ, über die Geschichte zu schreiben. Die Recherche war anfangs schwierig, da es nur wenige Dokumente und Quellen gab. Über 22 Jahre widmete Christ der Forschung über Küsels Leben, sammelte Zeugenaussagen und entdeckte ein seltenes Interview. Er stellte eindrucksvoll die Lebensgeschichte Küsels vor und beeindruckte damit die Zuhörer.
Otto Küsel wurde im Mai 1909 in Berlin geboren und führte ein Leben mit vielen Herausforderungen. Als „Kleinkrimineller“ wurde er 1937 verhaftet und ins KZ Sachenhausen gebracht. Drei Jahre später wurde er als einer der ersten Häftlinge nach Auschwitz verlegt und erhielt die Nummer 2. Als Funktionshäftling konnte Küsel im Arbeitsdienst das Leben vieler polnischer Mithäftlinge (sie stellten den größten Anteil dar) retten, indem er sie vor der drohenden „Vernichtung durch Arbeit“ bewahrte. Küsel überlebte eine spektakuläre Flucht, lebte neun Monate im Untergrund, wurde verraten und erneut verhaftet und ins KZ Flossenbürg gebracht. Er überstand Folter und den Todesmarsch und konnte sich dabei absetzen. Er blieb in Schwarzhofen „hängen“, heiratete eine Einheimische und gründete einen Wohnsitz und eine Familie. Fast vierzig Jahre lang lebte er hier, hatte eine Stelle als Verkaufsfahrer bei einer Obstfirma. Kaum jemand im Ort wusste etwas über seine Vergangenheit. Im Gegensatz dazu war er in Polen als „Held“ bekannt, geehrt und ausgezeichnet. Im ersten Auschwitzprozess wurde er als einer von 211 Überlebenden als Zeuge gehört. 1984 starb er und wurde auf dem hiesigen Friedhof beerdigt.

Autor Christ freute sich mit Küsels Familie darüber, dass seine Menschlichkeit und sein Mut endlich Anerkennung fanden. Er signierte seine gefragten Bücher gerne.