Fast 20 Teilnehmer:innen hatten sich beim Haus der Biodiversität für die Exkursion ins artenreiche Pfreimdtal am Samstag, 21. September, angemeldet. Gespannt warten zu Beginn alle auf den Experten Arnold Kimmerl, der sich vielseitig für Natur engagiert und Vorsitzender der Ortsgruppe Pfreimd des Bund Naturschutz Schwandorf ist. Er führt die Gruppe entlang steiler Felsenhänge, einer ca. 5 Hektar großen Naturschutz-Fläche. Dabei handelt es sich um mageres Silikat-Urgestein, erklärt er, das es sonst kaum noch offen zu finden gibt, da es in der Regel von Wäldern besiedelt wird. Umso wertvoller ist der Bestand hier in Stein bei Pfreimd, der seit vielen Jahren durch Ziegen offen gehalten wird. Doch das war nicht immer so, berichtet er. In den 60er Jahren wurde die Beweidung durch die Dorfbewohner aufgegeben und die Steilhänge verbuschten mit Schlehen und anderen Sträuchern. 10 Jahre dauerte es, bis durch mühsame Landschaftspflege der Hang, in Abstimmung mit der Naturschutzbehörde, wieder freigestellt wurde. Doch wozu der ganze Aufwand? Schaut man auf die Steilhänge, so sieht man auf den ersten Blick einzelne Kiefern, Fichten und Hainbuchen, einige Holzbirnen, Königskerzen und Wacholder. An den Steinen befinden sich einige Moose und Flechten. Erst bei näherer Betrachtung wird klar, was so besonders ist. Hier kommen etwa 260 verschiedene Pflanzen vor, so Kimmerl, darunter sind viele selten und gefährdet. Er nennt das gelbliche Filzkraut und das Zittergras, die kräftig pink-blühende Raue Nelke, Heidenelke und Felsennelke, den unscheinbaren Nördlichen Streifenfarn und viele weitere. Zum Vergleich: auf einer gewöhnlichen landwirtschaftlich genutzten Fläche kommen nur circa 30 verschiedene Pflanzen vor. Es handelt sich hier also um einen Arten Hot-spot und damit um ganz besonders wertvolle Strukturen, die zum Erhalt der Artenvielfalt im FFH Gebiet Pfreimdtal maßgeblich beitragen. Damit das so bleibt, weiden von Frühjahr bis Herbst Thüringer Waldziegen auf den Flächen und halten diese auf natürliche Weise offen. Eine historische Landnutzung, die auch heute noch prima funktioniert. Denn wo seit hunderten von Jahren beweidet wurde, wachsen Pflanzen die genau daran angepasst sind und unter anderen Umständen gar nicht vorkommen würden. Und dank der vielen verschiedenen Pflanzen, kommen auch diverse Tag- und Nachtfalter, Wildbienen, Heuschrecken, Käfer, Ameisen, Vögel und Reptilien vor. Vor allem Spezialisten, Tiere, die ganz besondere Bedingungen brauchen, finden hier ihren Lebensraum. Beispielsweise die Erdeule, eine Schmetterlingsart, ist nur dort zu finden wo es genügend offene Stellen im Boden gibt, an denen sie an den Graswurzeln ihre Eier ablegen kann und die Raupen heranwachsen können. Dank der Ziegen werden die Graswurzeln an den Trittsteigen am Hang freigestellt und bieten somit für diesen Nachtfalter optimale Bedingungen. Letztere finden auch viele andere Tiere wie Uhu, Kolkrabe, Waldeidechse, Schlangen und der Feuersalamander, der in Stein umgangssprachlich „g‘scheckerter Michl“ genannt wird. Und das alles dank der Landschaftspflege und Beweidung mit den Ziegen und den vielen Strukturen die daraus entstehen. Das Projekt ist gelungen, freut sich Herr Kimmerl und kümmert sich liebevoll um die kleine Ziegenherde. Alle Tage schaut er nach ihnen und ist Nachwuchs unterwegs, dann ist er sogar mehrmals täglich hier und stellt sicher, dass die nächste Generation gesund und munter ist. Dank Herrn Kimmel und dem Bund Naturschutz, werden Beweidung und Artenvielfalt auch in Zukunft erhalten bleiben. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind begeistert und so gibt es zum Schluss sogar einen kleinen Applaus.