Dr. Claus Bässler, Deutschlands erster Professor für Pilz-Ökologie an der Uni Bayreuth, begeisterte bei einem Vortrag des VLAB und Naturparks Steinwald in Poppenreuth mit spannenden Einblicken: Weltweit sind etwa 150.000 Pilzarten bekannt, doch Forschende schätzen ihre tatsächliche Anzahl auf über sechs Millionen. Erschreckend ist, dass viele Arten aussterben, bevor sie entdeckt werden. Dabei spielen Pilze eine entscheidende Rolle für unsere Natur. Besonders die sogenannte Mykorrhiza – eine Symbiose zwischen Pilzen und Pflanzenwurzeln – ist essenziell: 70 bis 80 Prozent aller Kulturpflanzen sind darauf angewiesen. Ohne diese Verbindung würden Bäume nur schwach wachsen. Eine 30 Meter hohe Fichte beispielsweise würde ohne Mykorrhiza lediglich sechs Meter Höhe erreichen. Die Bedeutung der Pilze zeigt sich auch in ihrer Effizienz: In nur einem Gramm Erde finden sich bis zu 100 Meter ihrer fadenartigen Hyphen, und die eines einzelnen Steinpilzes können auf beeindruckende 1.800 Kilometer Länge anwachsen. Neben ihrer symbiotischen Rolle agieren Pilze auch als Destruenten, die organisches Material zersetzen. Sie schaffen es, jährlich bis zu fünf Tonnen Laub pro Hektar in wertvollen Humus umzuwandeln – zusammen mit Insekten ein perfektes Recycling-Team! Auch in der Medizin sind Pilze unverzichtbar. Dr. Bässler nannte das Beispiel Ciclosporin, ein pilzbasierter Wirkstoff, der bei Organtransplantationen eingesetzt wird, um das Immunsystem zu regulieren und Abstoßungsreaktionen zu verhindern. Im zweiten Teil des Vortrags hob Dr. Bässler die Bedeutung von Baumartenvielfalt und Totholz hervor. Mischwälder mit reichlich Totholz – sowohl stehend als auch liegend – fördern die Pilzvielfalt erheblich. Alte Wälder oder Baumgruppen in Wirtschaftswäldern zu schützen und zu erhalten, sei unerlässlich. Fazit: Ohne Pilze wäre unsere Welt nicht dieselbe!