Buchen-Schleimrüblinge. (Bild: Heinrich Holzer)

Pilze – die unsichtbaren Helden unserer Wälder

Dr. Claus Bässler, Deutschlands erster Professor für Pilz-Ökologie an der Uni Bayreuth, begeisterte bei einem Vortrag des VLAB und Naturparks Steinwald in Poppenreuth mit spannenden Einblicken: Weltweit sind etwa 150.000 Pilzarten bekannt, doch Forschende schätzen ihre tatsächliche Anzahl auf über sechs Millionen. Erschreckend ist, dass viele Arten aussterben, bevor sie entdeckt werden. Dabei spielen Pilze eine entscheidende Rolle für unsere Natur. Besonders die sogenannte Mykorrhiza – eine Symbiose zwischen Pilzen und Pflanzenwurzeln – ist essenziell: 70 bis 80 Prozent aller Kulturpflanzen sind darauf angewiesen. Ohne diese Verbindung würden Bäume nur schwach wachsen. Eine 30 Meter hohe Fichte beispielsweise würde ohne Mykorrhiza lediglich sechs Meter Höhe erreichen. Die Bedeutung der Pilze zeigt sich auch in ihrer Effizienz: In nur einem Gramm Erde finden sich bis zu 100 Meter ihrer fadenartigen Hyphen, und die eines einzelnen Steinpilzes können auf beeindruckende 1.800 Kilometer Länge anwachsen. Neben ihrer symbiotischen Rolle agieren Pilze auch als Destruenten, die organisches Material zersetzen. Sie schaffen es, jährlich bis zu fünf Tonnen Laub pro Hektar in wertvollen Humus umzuwandeln – zusammen mit Insekten ein perfektes Recycling-Team! Auch in der Medizin sind Pilze unverzichtbar. Dr. Bässler nannte das Beispiel Ciclosporin, ein pilzbasierter Wirkstoff, der bei Organtransplantationen eingesetzt wird, um das Immunsystem zu regulieren und Abstoßungsreaktionen zu verhindern. Im zweiten Teil des Vortrags hob Dr. Bässler die Bedeutung von Baumartenvielfalt und Totholz hervor. Mischwälder mit reichlich Totholz – sowohl stehend als auch liegend – fördern die Pilzvielfalt erheblich. Alte Wälder oder Baumgruppen in Wirtschaftswäldern zu schützen und zu erhalten, sei unerlässlich. Fazit: Ohne Pilze wäre unsere Welt nicht dieselbe!
Das Foto zeigt von links nach rechts: Rosa Maria Bradtka (Schriftführerin), Martin Ruhdorfer (dritter Vorsitzender), Michaela Domeyer (Projektleiterin Habichtskauz & Fachkraft für Naturschutz), Prof. Dr. Gerd Ganteför (Gastredner), Dr. Christina Hauser (zweite Vorsitzende), Suganda Sutiono (Schatzmeister und Mitgliederverwaltung), Johannes Bradtka (erster Vorsitzender).  (Bild: Thomas Schürmann)

Gesamter VLAB-Vorstand im Amt bestätigt – Appell an die künftige Bundesregierung

Bei der diesjährigen Jahreshauptversammlung des Vereins für Landschaftspflege, Artenschutz und Biodiversität e.V. (VLAB) am 16. November in Erbendorf wurden alle Mitglieder des Vorstands einstimmig in ihren Ämtern bestätigt. Johannes Bradtka, erster Vorsitzender des VLAB, zog eine positive Bilanz der Vereinsarbeit sowohl im vergangenen Jahr als auch der vergangenen 15 Jahre seit der Gründung. „Dank unseres Engagements konnten wir wertvolle Lebensräume bewahren, Arten schützen und die Zerstörung wertvoller Kulturlandschaften und Biotope in vielen Fällen verhindern”, resümierte Bradtka vor den anwesenden Mitgliedern. Besonders besorgt zeigte sich Bradtka über die Entwicklungen der letzten drei Jahre: „Wir erleben einen beispiellosen Angriff auf unsere naturnahen Landschaften und Wälder. Windkraft- und Solaranlagen werden flächendeckend geplant, selbst in Landschaftsschutzgebieten und in der Nähe bedeutender Kulturdenkmäler.” In einem deutlichen Appell forderte er die künftige Bundesregierung auf, die gesetzlichen Rahmenbedingungen für erneuerbare Energien kritisch zu überprüfen und zu korrigieren: „Das Erneuerbare-Energien-Gesetz und das Wind-an-Land-Gesetz stellen eine große Gefahr für unsere Wälder und Landschaften dar. Sie tragen zur Beschleunigung des Artensterbens bei, gefährden echten Klimaschutz und stehen einer nachhaltigen Energieversorgung entgegen.” Über den VLAB: Der staatlich anerkannte Umwelt- und Naturschutzvereinigung mit Sitz in Erbendorf setzt sich seit 2009 für den Schutz von Kulturlandschaften, die Erhaltung der Artenvielfalt und nachhaltige Umweltpolitik ein. Der Verein engagiert sich deutschlandweit und gilt als eine der unabhängigen Stimmen im Naturschutz.
15 junge Naturforscher begaben sich auf eine Eulenwanderung im Steinwald.  (Bild: Rosa Bradtka)

Eulenwanderung im Steinwald

Auch dieses Jahr luden der VLAB (Verein für Landschaftspflege, Artenschutz & Biodiversität) und der Naturpark Steinwald im Rahmen des Ferienprogramms Kinder und Jugendliche zur Eulenwanderung ein. Fünfzehn neugierige Naturforscher versammelten sich abends am Parkplatz Pfaben, um gemeinsam mit Michaela Domeyer und Rosa Bradtka in den Wald aufzubrechen. Bereits am Start bewiesen die Teilnehmer, dass sie die wichtigsten Regeln im Wald gut kennen: leise sein, auf den Wegen bleiben und keinen Müll hinterlassen. Am „Großen Schwammerl“ unweit des Zipfeltannenfelsens wartete eine besondere Überraschung auf die jungen Entdecker: Birke, die vierjährige Habichtskauz-Dame von Michaela Domeyer. Mit ihren großen Augen musterte sie die Kinder aufmerksam. „Habichtskäuze können ihren Kopf fast vollständig drehen. Zudem sind sie Meister im Hören. Ihr Flug ist lautlos, da die Federn an den Kanten fransig sind“, erklärte Domeyer. An der nächsten Station durften die Kinder mit Becherlupen Eulengewölle untersuchen. Fasziniert entdeckten sie darin kleine Knochen, Federn und Haare. „Das sind unverdaute Nahrungsreste, die die Eule wieder ausstößt“, erläuterte die Leiterin der Exkursion. Auch über die Lieblingsnahrung von Birke, vor allem Mäuse, erfuhren die jungen Forscher einiges. Eine alte, fast abgestorbene Buche war eine weitere Station. Hier lernten die Kinder, wie wichtig solche Bäume für Eulen und andere Vogelarten sind, da sie oft Bruthöhlen bieten. „Spechte zimmern in morsches Holz Höhlen, die Eulen für ihre Jungen nutzen. Leider wurden solche Bäume früher oft gefällt, was mitverantwortlich dafür ist, dass der Habichtskauz vor 100 Jahren bei uns ausstarb.“ Den Abschluss der Eulenwanderung bildete ein lustiges Zapfenwerfspiel, bei dem die Teilnehmer ihre Zielgenauigkeit testen konnten. Als Dankeschön erhielten alle ein kleines Geschenk. „Ihr wart wirklich toll, habt gut zugehört und mitgemacht“, freuten sich beide Leiterinnen über die gelungene Eulenwanderung.
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