Ab 1945 wurden etwa drei Millionen Deutsche aus dem Vorkriegsgebiet der Tschechoslowakei – hauptsächlich „Sudetendeutsche“ aus den Grenzgebieten Böhmens, Mährens und Sudeten-Schlesiens – gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Zu diesen Ausgewiesenen gehörte auch die Handschuhmacherfamilie Richter aus Abertham im nordböhmischen Erzgebirge.
Ab 1946 begann Rudolf Richter senior in seiner Kemnather Notunterkunft mit der Herstellung von Handschuhen. 1949 meldete er offiziell seinen Handwerksbetrieb an, den er gemeinsam mit anderen zumeist heimatvertriebenen Fachkräften zügig zu einem Fabrikbetrieb für Lederbekleidung verschiedenster Art ausbaute. 1987 schloss das Unternehmen „R. Richter“, zu dessen prominenter Kundschaft auch die Opernsängerin Deborah Sasson (bekannt als Ehegattin von Startenor Peter Hofmann) gezählt hatte – gegen billige importierte Massenware konnte der traditionelle Handwerksbetrieb nicht mehr bestehen.
Mit seiner Sonderausstellung „Von Abertham zum Anzenstein: Als egerländisches Hand-Werk nach Kemnath kam“ erinnert das Heimat- und Handfeuerwaffenmuseum an die bis heute unvergessene Lederwarenmanufaktur und damit zugleich an den Beitrag der Vertriebenen zum Aufbau Kemnaths, Bayerns und Nachkriegsdeutschlands. Zu sehen sind zahlreiche Muster der umfangreichen Produktpalette, Handwerksgeräte und noch manches mehr aus dem Besitz von Petra Daubenmerkl geb. Richter. Das Museum Flucht - Vertreibung - Ankommen Erbendorf stellt „Roll-up-Banner“ mit Informationen zur Familien- und Unternehmensgeschichte zur Verfügung.
Eröffnet wird die Ausstellung am kommenden Sonntag, 18. Mai, dem Internationalen Museumstag. An diesem Tag sind das Museum und das benachbarte „Musikeum“ von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Im Museikeum gibt es Kaffee und Kuchen gegen eine Spende. Bis 21. Dezember kann die Ausstellung in der Fronveste, Trautenbergstraße 36, sonntags von 14 bis 16 Uhr, am ersten Sonntag des Monats auch von 10 bis 12 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt ist frei.