In derselben Eucharistiefeier Erntedank feiern und eines Verstorbenen gedenken: Für Hans-Georg Gradl ist das kein Widerspruch. „Berührungspunkt“ beider Anlässe sei „der Dank“, betonte der aus Eschenbach stammende Trierer Theologieprofessor, der gemeinsam mit Schwemmers Studienfreund Monsignore Josef Zerndl und Stadtpfarrer Edmund Prechtl den Gedenkgottesdienst zum 23. Todestag von Erzbischof Hans Schwemmer in der Pressather Stadtpfarrkirche zelebrierte.
Die „Vorbilder, Hirten und Lehrer im Glauben“, die „uns vorangegangen sind“, hätten „uns den Samen des Glaubens geschenkt“ und so „in unserem Leben etwas wachsen und reifen“ lassen, stellte Gradl die Verbindung zum Erntedank her. In Hans Schwemmer, den er während seines Studiums in Rom kennengelernt hatte, sah er ein solches Vorbild. Der 1945 in Riggau geborene Schwemmer habe sich vor allem durch die Absage an einen „herzensharten“ und „paragraphenreitenden“ „oberflächlichen Buchstabengehorsam“ gegenüber biblischen und kirchlichen Vorschriften ausgezeichnet: „Die Gebote und Gesetze sollen Menschen zu einer Gemeinschaft der Güte und des Verstehens, der gegenseitigen Achtung führen, sollen sie offen und durchlässig machen für die Liebe Gottes und die Liebe zum Menschen. In diesem Licht müssen wir sie verstehen und umsetzen: Der Buchstabe allein ist totes Material, Gebote und Gesetze wollen mit Blick auf diesen Sinn und dieses Ziel mit Geist und Leben erfüllt und in unser Leben übersetzt werden.“
In diesem Sinne habe auch Schwemmer als Theologe und päpstlicher Botschafter „engagiert und selbstbewusst auf den Einzelnen geschaut und sich für Gerechtigkeit eingesetzt“, um ohne „Schulmeisterei und Haarspalterei“ in „Ausrichtung auf das Evangelium“ verantwortungsvoll „Christsein und Kirche nach vorn zu bringen“. Eindrucksvoll musikalisch begleitet wurde die Messe vom Waldershofer Kirchenchor mit der „Missa Brixinensis“ des aus Plattling stammenden Kirchenmusikers Stefan Trenner.