Die Kolpingsfamilie Amberg veranstaltete unter dem Motto „Kolping unterwegs” eine Fahrt ins Blaue zur Wallfahrtskirche und dem Franziskanerkloster Neukirchen beim Heiligen Blut. Vorsitzender Michael Koller konnte dazu im Bus Kolpingmitglieder und Interessierte begrüßen, besonders Kolpingpräses Stadtpfarrer Thomas Helm. Während der Busanreise informierte Koller bereits einiges zur Geschichte und Entstehung des Klosters.
Neukirchen beim Heiligen Blut befindet sich innerhalb des Hohenbogenwinkels zwischen dem Markt Eschlkam und dem Markt Lam an der tschechischen Grenze im Landkreis Cham. Die Geschichte der Wallfahrt in Neukirchen hat ihren Ursprung in einer Hostienwallfahrt im 15. Jahrhundert. Zu dieser Zeit wurde eine Kapelle vor dem Ort errichtet. Dann entdeckt ein Hussit hier um 1420 eine Marienstatue, die eine Bauersfrau aus dem böhmischen Dorf Loučim aus der dortigen Kirche hierher in Sicherheit brachte, und will sie zerstören. Er wirft sie in den nahegelegenen Brunnen. Die Figur kehrt jedoch wieder an ihren Platz zurück. Dieser Vorgang wiederholt sich dreimal. Der Hussit versucht dann, die hölzerne Marienfigur mit seinem Säbel zu zerschlagen. Er spaltet das Haupt und aus der Wunde fließt Blut. Der Hussit will fliehen, das Pferd bewegt sich jedoch nicht von der Stelle. Der Hussit wird bekehrt. Die Wallfahrt zur Madonna mit dem gespaltenen Haupt setzt ein. Da aus dem Kopf der Statue eine blutartige Flüssigkeit floss, wurde für den Ortsnamen mit wachsender Bedeutung der Wallfahrt im 16. Jahrhundert der Zusatz „zum heiligen Blut” gebräuchlich.
Herzog Maximilian I. veranlasste von diesem Zeitpunkt an den Ausbau der bis dahin bestehenden Wallfahrtskapelle zur Kirche. Die heutige Form erhielt die Kirche 1719/1720. Eine Besonderheit erhält der Kirchenraum, da er an der Ostseite beim Hochaltar nicht in der üblichen Weise geschlossen ist, sondern sich durch den offenen Altar hindurch ausweitet zur rückwärts gelegenen Klosterkirche. In dem einzigartigem Doppelaltar wird zudem in einer Glaskuppel das Gnadenbild mit dem gespaltenen Haupt aufbewahrt.
Die Wallfahrt zur Madonna von Neukirchen beim Heiligen Blut zählt seit Jahrhunderten zu den bedeutendsten bayerischen Marienwallfahrten und stand von Beginn an in besonderer Beziehung zum benachbarten Böhmen.
Bereits Anfang des 17. Jahrhunderts halfen regelmäßig Franziskanerpatres aus Cham, um die große Zahl der Wallfahrer zu betreuen. Im Jahr 1659 wurde das Franziskanerkloster gebaut und bezogen. 1667 erlaubte der Regensburger Bischof den Anbau der Klosterkirche.
Die Säkularisation ab 1800 überstand das Franziskanerkloster als einziges in der Diözese Regensburg. Das Haus war als Aussterbekloster bestimmt worden, um Patres unterzubringen, die nicht ausgewiesen werden konnten. Der Klostergarten wurde im Rahmen der Sanierungsarbeiten nach historischem Vorbild neu angelegt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 2012 erwarb die Pfarrei die gesamte Klosteranlage vom Freistaat Bayern.
In der Kirche angekommen freuten sich die Kolping-Teilnehmer über ein Wiedersehen mit Pater Xaver Skrobis OFM, der im Neukirchener Kloster zur Zeit als Guardian wirkt und bis 2023 im Amberger Franziskanerkloster am Mariahilfberg und als Pfarrvikar in der Basilika St. Martin engagiert war. Es folgte für Kolping Amberg eine kurze Kirchenführung durch den Mesner und eine Klosterführung durch Pater Xaver. Ebenso ein Besuch im Klostergarten. Am Nachmittag ging es ins Wallfahrtsmuseum. Der Rundgang zeigte verschiedene Aspekte katholischer Volksfrömmigkeit, den Ablauf einer Wallfahrt, das Wallfahrts- und Votivbrauchtum und die Entwicklung des christlichen Wallfahrtswesens. Dann ging die Fahrt weiter zum Kolping Haus Bayerischer Wald in Lambach zum Kaffeetrinken. Trotz des ganztägigen Regenwetters war es für alle wieder ein schönes Erlebnis und die Heimreise wurde gut gelaunt angetreten.