„Der Stammtisch als Quelle (geistiger) Erfrischung?”: So lautete am vergangenen Wochenende das Thema bei den traditionellen Männerbildungstagen im Haus Johannisthal, an denen wieder eine Gruppe der Marianischen Männerkongregation Pfreimd teilnahm. Referent war Josef Kratschmann von der Fachstelle Seniorenpastoral im Bistum Regensburg. Mit seinen vielseitigen und praxisnahen Impulsen regte er die Teilnehmer zu einem tiefen Nachdenken über die Bedeutung des Stammtisches an.
Kratschmann eröffnete seine Ausführungen mit der Feststellung, dass ein Stammtisch „etwas für die Seele” sei – ein Ort, der dem Menschen gut tut. Er betonte, dass der Stammtisch mehr sei als nur ein geselliges Beisammensein bei Bier und Kartenspiel: Es handle sich um einen Raum, in dem Menschen miteinander ins Gespräch kommen, ihre Lust und ihren Frust teilen und damit eine Form von Geborgenheit erleben können.
Mit wichtigen Anregungen zeigt sich auch der zwischenmenschliche Austausch für das seelische Wohlbefinden. Gerade in der lockeren Atmosphäre eines Stammtisches oder ähnlicher Treffen, wie etwa einem Kirchencafé oder einem „Ausgred-wird's-Treff”, würden Menschen gehört und ernst genommen. Dabei gehe es nicht nur um Männer: Auch Frauen profitierten vom Austausch an solchen Treffpunkten.
Kratschmann führte aus, dass ein Stammtisch ein Ort sei, an dem Spiritualität gelebt werden könne. Er zog dabei Parallelen zu Jesus selbst, der beim letzten Abendmahl eine Art „Stammtischkultur” vorgelebt habe: Aufmerksamkeit schenken, einfühlsam zuhören, nicht verurteilen, barmherzig sein und zum Handeln ermuntern – all dies seien Qualitäten, die auch einen guten Stammtisch auszeichnen. Kratschmann sprach vom „Dreifaltigkeitsstammtisch”, bei dem Vater, Sohn und Heiliger Geist zusammenkommen oder auch von der Hochzeit zu Kana und dem himmlische Hochzeitsmahl.
Ein Stammtisch sei jedoch nicht nur ein Ort des lockeren Austauschs, sondern auch ein Raum für tiefgründige Gespräche. Themen wie „das Schöne, das Nützliche, das Gute und das Wahre” könnten hier genauso behandelt werden wie alltägliche Herausforderungen. Entscheidend sei dabei, dass jeder Teilnehmer bereit sei, sich einzubringen, denn „wenn man nichts einbringt – dann kommt auch nichts zurück”.
Neben den Worten wurde auch die Bedeutung von geselligen Spielen hervorgehoben, wie etwa zünftige Schafkopfrunden, bei denen die Emotionen frei werden dürfen. Doch bei aller Freiheit brauche ein Stammtisch auch Regeln: Respektvoller Umgang und die Bereitschaft, zuzuhören, seien essenziell, um eine Atmosphäre der Gemeinschaft und des Vertrauens zu schaffen.
Domvikar Dr. Christian Schulz, Diözesanmännerseelsorger und Leiter der Erwachsenenpastoral führte neben dem spirituellen Teil der Bildungstage in der Austauschrunde „Jetzt frag i!” interessante Gespräche mit den Teilnehmenden und beantwortete Fragen rund um Glaube, Kirche und Religion - ein Beispiel wie der Stammtisch auch zu einem Ort werden kann, an dem tiefgehende Fragen des Glaubens Platz finden.
Die Männerbildungstage zeigten eindrucksvoll, wie ein Stammtisch weit über den bloßen gesellschaftlichen Treffpunkt hinausgeht. Er ist eine Quelle der geistigen und seelischen Erfrischung, ein Ort, an dem Spiritualität, Gemeinschaft und persönliche Entwicklung Platz finden können. Am Stammtisch wird nicht nur geredet – am Stammtisch wird gelebt.