Chronik für Pleußen, Steinmühle und Gulg: Staunen über so manche Ergebnisse

Groß ist das Interesse an der Chronik für die Orte Pleußen, Steinmühle und Gulg. Im neuen Feuerwehrhaus Pleußen stellte das Recherche-Team die bisherigen Ergebnisse des Projekts vor. Und dabei gab es auch so manch Erstaunliches zu erfahren.

von Beitrag, Externer

Im Beisein von Bürgermeister Stefan Grillmeier und Adalbert Busl stellte Karl Haberkorn das Vorhaben vor. Das Foto auf dem Bildschirm links zeigt die letzten heute noch sichtbaren Basaltsäulen aus dem längst aufgelassenen Steinbruch.  (Bild: Annika Neumann/exb)
Im Beisein von Bürgermeister Stefan Grillmeier und Adalbert Busl stellte Karl Haberkorn das Vorhaben vor. Das Foto auf dem Bildschirm links zeigt die letzten heute noch sichtbaren Basaltsäulen aus dem längst aufgelassenen Steinbruch. (Bild: Annika Neumann/exb)
Im Beisein von Bürgermeister Stefan Grillmeier und Adalbert Busl stellte Karl Haberkorn das Vorhaben vor. Das Foto auf dem Bildschirm links zeigt die letzten heute noch sichtbaren Basaltsäulen aus dem längst aufgelassenen Steinbruch. (Bild: Annika Neumann/exb)

Mit diesem Andrang hatten die Initiatoren nicht gerechnet - schließlich konnten sie etlichen Besuchern nur noch Stehplätze im Pleußener Feuerwehrhaus anbieten. Zusammen mit seinem Recherche-Team hatte Karl Haberkorn zur Vorstellung erster Beiträge zur Ortschronik Pleußen-Steinmühle-Gulg eingeladen. Begrüßen konnte er laut einer Mitteilung neben fast 70 Besuchern auch Mitterteichs Bürgermeister Stefan Grillmeier, Monika Beer-Helm und Werner Männer vom Arbeitskreis Heimatpflege sowie die Stadtarchivare aus Mitterteich und Waldsassen, Herbert Hackbarth und Hermann Müller.
Bürgermeister Stefan Grillmeier wies eingangs auf die Bedeutung dieser Initiative hin. Er dankte den Autoren und freute sich über die bisherigen Ergebnisse. „Die frühere Gemeinde gehört jetzt seit 1972 zur Stadt Mitterteich. Die Geschichte von Pleußen/Steinmühle ist also auch die Geschichte unserer Stadt”, so Grillmeier. Er unterstütze die Arbeit nach Kräften.

Ergänzungen und Korrekturen

Karl Haberkorn, von 1978 bis 1991 selbst Mitterteicher Bürgermeister, stellte das Vorhaben vor. Als Motto gelte Winston Churchills Spruch „Je weiter man zurückblicken kann, desto weiter lässt sich vorausschauen”. Man habe sich für die Online-Lösung entschieden, weil sie im Vergleich zu einem Buch mehr Chancen für Ergänzungen und Korrekturen biete. Er dankte in diesem Zusammenhang Bürgermeister Stefan Grillmeier für die Möglichkeit, die Beiträge künftig auf der Internetseite der Stadt platzieren zu können.
Adalbert Busl hatte Urkunden und Karten zu den Ortschaften bis circa 1800 ausgewertet. Den Namen Pleußen, ganz früher „Plissene”, brachte er in Zusammenhang mit dem gleichnamigen Bach, der später Lausitz hieß. Ferner erläuterte er die Zugehörigkeit der Ortschaften zu verschiedenen Gerichtsbarkeiten, so zu Waldsassen bzw. Leonberg. Schließlich zeigte er am Beispiel des Anwesens Grieslhof Umstände und Bedingungen für die Besitzer und die Landbevölkerung auf, etwa zum Wasser- oder zum Holzrecht.

Kette zurückgekauft

Die Zeit danach beleuchtete Karl Haberkorn: Ab 1808 könne man von der Gemeinde Pleußen sprechen. Ihre Gemeindefläche habe sich von 1808 bis zur Eingemeindung kaum verändert, erst 1972 kamen Teile nach Konnersreuth. Interessant sei unter anderem, wie die Amerikaner mit der Verwaltung der Gemeinde nach 1945 verfuhren, ebenso die Umstände bei der Eingemeindung nach Mitterteich 1971/1972. Erstaunliches berichtete Haberkorn zum Schicksal der Bürgermeisterkette der Gemeinde: Diese habe sich die Stadt Mitterteich mit Hilfe des Internets „zurückkaufen” müssen. Sie liege jetzt aber wohlverwahrt im Tresor.
Sonja Schmid stellte ihre Pläne vor: An geologisch interessanten Stellen will sie in kurzen Videobeiträgen die landschaftsprägenden Elemente und die erdgeschichtlichen Hintergründe erläutern, so die Entstehung der markanten Basaltsäulen. Letztlich seien Basalt und Ton zum „wichtigsten Arbeitgeber in der Gemeinde” geworden.

Schmunzeln über Fotos

Stefan Werner trug Überraschendes aus der Vereinsgeschichte der Ortschaften bei. Er sei auf insgesamt 20 Vereine und Organisationen gestoßen. Allerdings seien nicht für alle aussagekräftige Unterlagen zu finden, so dass manches nur bruchstückhaft dokumentierbar sei. Aus den Akten der Feuerwehr und des Sportvereins zeigte er Fotos, die für viel Schmunzeln sorgten, zumal viele früher Aktive im Publikum noch gut bekannt waren. Er erinnerte auch an Feldkreuze in den Gemarkungen und an die von Robert Treml gut dokumentierte Geschichte der Gommelberg-Kapelle. Schließlich bat er die Besucher um weiteres Material aus Familienalben oder Vereinsakten.
Der langjährige Bund-Naturschutz-Kreisvorsitzende Josef Siller hatte sich entschuldigt: Sein Beitrag widmet sich den ökologischen Gesichtspunkten auf dem ehemaligen Gemeindegebiet. So beschreibt er schutzwürdige Biotope und ihre Bedeutung für die Kulturlandschaft und schildert Wissenswertes zu Streuobstwiesen, Teichen, Feuchtgebieten und dem „Lebensraum Gommelberg” .
Friedrich Wölfl nahm „Sieben Jahrzehnte Dorfschule” in den Blick. Er zeichnete die Vorgeschichte nach, dann den Bau der Schule 1903 sowie das Geschehen seitdem in den Kriegs- und Nachkriegszeiten. 1964 habe die Gemeinde voller Stolz ein neues Schulgebäude einweihen können, das dann allerdings nicht einmal ein Jahrzehnt habe genutzt werden können.
Wölfls nächstes Thema war „Aufstieg und der Niedergang des Bahnhofs Steinmühle”. Die vielen Fotos zur Bahngeschichte stammen aus privaten Archiven, dem Amberger Staatsarchiv sowie den Archiven der Stadt Mitterteich. Vielen Besuchern sei die Blütezeit der Eisenbahn im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts gar nicht bewusst gewesen, wie es weiter in der Mitteilung der Verantwortlichen heißt. Etliche hätten „die Bahn” aber noch aus ihrer Schulzeit in Erinnerung. „Der Bahnhof war für uns täglicher Treffpunkt in der Früh - und dann ging's im voll besetzten roten Schienenbus nach Waldsassen”, hieß es in der Runde. Einige Besonderheiten steuerte Wölfl aus persönlichem Erleben bei.
Schließlich zeigte er noch eine Reihe von Fotos zur Geschichte des Basaltwerks und zu dessen Ende. Fotos fanden sich sogar aus den 1880er Jahren, sie lassen die schwere Arbeit in den „Brüchen” erahnen. Bis zu 400 Arbeiter waren zeitweise in Steinbruch und Tongrube beschäftigt. Der Abtransport des Basalts war auch der Grund für den Bau eines Bahnhofs. Bis in die 1960er Jahre zogen die legendären Dampfloks der 050er-Reihe die schweren Schotterzüge aus dem Bahnhof in Richtung Wiesau - im Sommer fast täglich. Schließlich übernahmen Lastwagen den Transport, das Ende des Basaltabbaus zeichnete sich nach rund einem Jahrhundert Abbau schon in den 60er Jahren ab.

Weitere Recherchen angedacht

Karl Haberkorn bedankte sich bei allen Mitarbeitern, auch bei Monika Beer-Helm und Werner Männer für diverse Unterlagen, ebenso beim kürzlich ausgeschiedenen Mitterteicher Stadtarchivar Ludwig Kraus. Vorstellen könne sich Haberkorn weitere Recherchen, zum Beispiel zur Expositur, zur Landwirtschaft oder zur Flurbereinigung.
Die ersten Beiträge werden nach Angaben der Verantwortlichen ab 15. April auf der Internetseite der Stadt Mitterteich abrufbar sein (www.mitterteich.de, Menüpunkte Bürger/Heimat&Geschichte/Ortschronik Pleußen).

Hintergrund

Material weiterhin gesucht

  • Recherche-Team weiterhin auf der Suche nach altem Material aus und über Pleußen, Steinmühle und Gulg, wie etwa Unterlagen, Fotos und Zeitungsartikel
  • Kontaktaufnahme dazu erwünscht mit Karl Haberkorn (Telefon 09633/912 40), Stefan Werner (09633/400 69 27) oder Friedrich Wölfl (09231/62 968)
  • Nach Erstellung von Kopien Rückgabe der Originale an Besitzer

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