Der Kath. Frauenbund St. Konrad Weiden lud zu einer interessanten Führung durch den Jüdischen Friedhof in Weiden am Hammerweg ein, die von Annette Betting vom Vorstandsteam organisiert wurde. Herr Werner Friedmann von der Jüdischen Gemeinde in Weiden begrüßte die 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit einem „Shalom“ und führte in die Geschichte des Friedhofs ein. Im Jahre 1889 erfolgte die Gründung des Synagogen-Vereins, der im Jahre 1900 einen Acker im westlichen Teil des Hammerweges zur Errichtung eines Friedhofs kaufte. 1901 erfolgte die Fertigstellung, 1925 wurde ein Leichenhaus errichtet, das jedoch heute nicht mehr existiert. Bis 1901 wurden die Verstorbenen auf dem Jüdischen Friedhof in Floss bestattet. Im Gegensatz zu anderen Friedhöfen, die oft in Städtischem Besitz sind, gehört das Grundstück der Jüdischen Gemeinde, die Grabstätte ist im Besitz der Familie des Verstorbenen und bleibt immer bestehen, das heißt, sie wird nicht aufgelöst. Herr Friedmann berichtete den interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern über den niederländischen Rabbiner Simon Philip de Vries, der in einem Buch über Jüdische Riten und Symbole schrieb. Anders als bei christlichen Beerdigungen, übernehmen Frauen und Männer aus der Chewra Kadischa (Beerdigungsgesellschaft) die rituelle Bestattung, die Reinigung des Toten, der ohne Schmuck oder sonstige Accessoires mit einem weißen Leinenhemd in einer einfachen Holzkiste als Sarg beerdigt wird. Dabei werden verschiedene Psalmen gebetet. Auch ein Grabschmuck mit Blumen ist der Jüdischen Tradition nach nicht bekannt. Es werden Steine auf die Gräber gelegt, ein Relikt aus früheren Zeiten, in denen die Toten in der Wüste bestattet wurden. Nach einem gemeinsamen Gebet aus der Bibel, Psalm 91, blieb noch genügend Zeit für einen individuellen Rundgang durch den alten und neuen Teil des Friedhofs. Bekannte Namen jüdischer Familien aus Weiden waren auf den Inschriften verschiedener Grabsteine zu lesen und bei manch verwitterter Grabstelle konnte man nur erahnen, welche Schicksale die Verstorbenen im letzten Jahrhundert erleiden mussten. 2011 erwarb die Jüdische Gemeinde ein Grundstück in der Nähe des Weidener Waldfriedhofes, auf dem nun neue Bestattungen vorgenommen werden.
Am Ende der informativen und auch beeindruckenden Führung, dankte Annette Betting Herrn Werner Friedmann, der sich viel Zeit für Fragen aus der Gruppe nahm, mit einem Geschenk.