Außergewöhnliche Feier zum Volkstrauertag in Eslarn
Eslarn. Der Volkstrauertag ist in Deutschland ein staatlicher Gedenktag und gehört zu den sogenannten stillen Tagen. Der Gedenktag an die Gefallen, Vermissten und Zivilopfer von Kriegen und Opfer des Nationalsozialismus und von Gewaltherrschaft wird seit 1952 zwei Sonntage vor dem ersten Adventsonntag begangen. Seit über 15 Jahren wird das Gedenken in Eslarn als Teil der Völkerverständigung im Beisein von tschechischen Abordnungen aus der Patengemeinde Bela nad Radbuzou international begangen. Bereits am Samstagabend zogen die fahnenführenden Vereine und eine Abordnung der Bundeswehr mit Vertretern der Markt- und Pfarrgemeinde im Takt der „Eslarner Blasmusik” zur Pfarrkirche. Den Gedenkgottesdienst in der Pfarrkirche zelebrierten Pfarrer Erwin Bauer, Pfarrer Udo Klösel aus Moosbach und Pfarrer Marek Badida aus der Patengemeinde Bela nad Radbuzou unter der Leitung des Hauptzelebranten Bischof Tomas Holub aus Pilsen. Bei der Begrüßung forderte Pfarrer Bauer aufgrund der aktuellen Ereignisse in der Ukraine und im Gaza-Streifen im Einvernehmen mit den anwesenden Geistlichen ein deutliches Zeichen für Frieden. Untermalt mit dem Lied „Es stand nachts einsam auf Postenein, ein Infanterist auf der Wacht” hatten sich die tschechischen Schüler im Beisein von zweiten Bürgermeisterin und Lehrerin Kamilla Zislerova mit Schulvertreterinnen aus Bela und vor allem mit dem ehemaligen Lehrer Josef Rauch aus Moosbach eine Powerpoint vorbereitet. Die Bilder zeigten frühere und aktuelle Kriegsherde und Ereignisse. Erinnert wurde an die Schrecken der vergangenen 100 Jahre, an Weltkriege, Konzentrationslager, ans Massaker von Lidice, die Vertreibung und an Terror, sowie auch an die gefallenen Soldaten der deutschen und tschechischen Armee und überall auf der Welt. Die Schulkinder legten gebastelte Friedenstauben am Trauerkranz ab und tschechische Jugendliche stellten in den Fürbitten den Frieden ins Rampenlicht. Die Organisation lag in den bewährten Händen von Sonja Spangler, Lehrer a.D. Josef Rauch und den Lehrerinnen aus Moosbach, Eslarn und Bela. Bei der Predigt mischte sich Bischof Holub unter die Kinder und fragte: Wie baue ich und wozu brauche ich eine Brücke? Spontan wiesen die Kinder auf Stahl, Holz, Stein und auf Abgründe und Flüsse hin. „Auch zwischen Menschen und Völkern können Abgründe entstehen, wenn sie sich nicht verstehen und nicht miteinander sprechen”, fügte Bischof Holub an. „Die beste und solideste Brücke bauen wir gemeinsam mit Jesus aus einem Holzkreuz.” Der Friedensgottesdienst endete mit dem weltbekannten Lied „Ein bischen Frieden” von Nicole, das Schulkinder mit musikalischer Begleitung der Musiklehrer von der Bruckner-Musikschule darboten. Erstmals in der örtlichen Geschichte sprach am Tillyplatz-Ehrenmal nach der Europahymne und Gedenkminute mit Bischof Holub ein geistlicher Würdenträger. „Frieden ist nichts Automatisches, sondern eine Gabe, ein Schatz, für den jeder Verantwortung übernehmen muss.” Außergewöhnlich war auch das Niederlegen eines Blumenbuketts durch die beiden Zweitklässler Vincent Voit und Elias Putzer. Bürgermeister Reiner Gäbl sprach von einer besonderen Feier am Volkstrauertag. Nicht nur, dass die Feierlichkeiten bereits am Samstagabend stattfanden, sondern außergwöhnlich war in der Pfarrkirche die Powerpoint mit Rückschau auf weltweite Ereignisse und am Denkmal die Rede eines Bischofs aus Tschechien und das Niederlegen eines Blumenbuketts durch Kinder aus der zweiten Schulklasse. Im Beisein von Bürgermeister Armin Bulenda aus Moosbach erinnerte Bürgermeister Gäbl an 124 Gefallene im 1. Weltkrieg und 254 im 2. Weltkrieg allein aus Eslarn, sowie an die Millionen von Toten und Vermissten. „Wir geben diesen Tag einen besonderen Charakter und senden eine besondere Botschaft der Versöhnung und Völkerverständigung.” So trage jeder kleine Funke dazu bei, ein Europa in Frieden und Freiheit zu gestalten. Im Namen der Marktgemeinde, des VdK´s, Krieger- und Soldatenvereins legte Gäbl am Ehrenmal einen Kranz nieder. Den Volkstrauertag nannte Hauptmann Thomas Lenz von der Patenkompanie des Panzergrenadierbataillons 1./122 aus Oberviechtach aufgrund der brenzligen Sicherheitslage einen Tag der Mahnung. „Man bekommt den Eindruck, dass der Volkstrauertag aktueller den je ist und nicht an Bedeutung verloren habe.” Der Tag stehe auch zum Gedenken an alle Soldaten, die durch ihre Pflichterfüllung ihr Leben lassen mussten. So hat auch das Panzergrenadierbataillon 122 bereits wertvolle Kameraden im Einsatz verloren. Abschließend legte eine Abordnung der Bundeswehr am Ehrenmal ebenfalls einen Kranz nieder. Zum Ende der Gedenkfeier spielte die „Eslarner Blasmusik” das Musikstück „Der gute Kamerad” begleitet von drei Böllerschüssen und die Bayern- und Deutschlandhymne. Mit einer Einkehr zum gemütlichen Beisammensein ins Pfarrheim endete die Gedenkfeier.