Johanna Sebauer las in der evangelischen Kirche in Pfreimd aus ihrem Debütroman „Nincshof“. Wie einer Mitteilung des Buch-Cafés, Veranstalter des Abends, zu entnehmen ist, brachte die Hamburger Autorin mit Wurzeln in Österreich 80 Zuhörern den kleinen Ort an der österreich-ungarischen Grenze und vor allem seine Bewohner und deren Ideen näher: Der Bürgermeister und zwei Kumpane gründen in ihrer Verzweiflung den Club der Obvilisten. Der Verein hat nur ein Ziel: Nincshof soll vergessen werden, damit man endlich wieder in Ruhe dort leben könnte. So schön, wie es eben früher einmal war.
Es werden Interneteinträge gelöscht, Wegweiser abgeschraubt und vieles mehr, damit sie ihrem Ziel näherkommen. Als sie eines abends die 85-jährige Erna Rohdiebl dabei beobachten, wie sie verbotenerweise im Pool der Nachbarin badet, ist sofort klar, die Dame hat Mut und muss in den Club aufgenommen werden. Und obwohl Erna Rohdiebl es für die dümmste Idee hält, von der sie je gehört hat, ist sie dabei und so finden die abendlichen Treffen von nun an auf Ernas Eckbank bei Pusztafeigenschnaps und Speckbrot statt. Alles scheint glatt zu laufen, bis eines Tages die Neuen ins Dorf kommen.
Ein Roman über das Vergessenwerden und das in unserer Zeit, in der alle nach größtmöglicher Aufmerksamkeit streben, ist schon gewagt. Aber vielleicht ist gerade deshalb der Roman ein großer Erfolg. Er spricht eine Sehnsucht nach Ruhe an, die es vielleicht in vielen von uns gibt.
Die Autorin, die vier Jahre an ihrem Debütroman arbeitete, kann es gar nicht in Worte fassen, auf welcher Welle des Glücks sie im Jahr 2023 geschwommen ist. Im Januar 2023 kam die Zusage vom renommierten Dumont-Verlag, der große Autoren wie Haruki Murakami und Axel Hacke veröffentlicht, und im Juli 2023 erschien ihr Buch. Natürlich gespannt auf die ersten Reaktionen war sie ernüchtert, als eine Bloggerin ihr Buch in die rechte Ecke drängen wollte. Was tun, was wird daraus gemacht? Soll man darauf reagieren, beginnt jetzt ein Shitstorm, ist die Arbeit der letzten vier Jahre zerstört?
Die Autorin hat einen kühlen Kopf behalten und ist ruhig geblieben. Was dann kam, waren positive, völlig begeisterte Besprechungen, gefolgt von viele Lesungen sowohl in Deutschland als auch in Österreich. Im November bekam sie für ihr Buch sogar den Harbour Front Literaturpreis 2023 verliehen. Johanna Sebauer hat es geschafft, ein Buch zu schreiben, das einen zum Lachen bringt und gleichzeitig zum Nachdenken anregt. Das ist wohl eine der schwierigsten literarischen Gattungen.
Johanna Sebauer, die sich mit ihrem österreichischen Dialekt gleich ein bisschen heimisch in der Oberpfalz fühlte, lässt die Zuhörer auf ein nächstes Buch und ein Wiedersehen hoffen. Sie verabschiedet sich mit den Worten „Es war mir ein Fest“, steigt in den Zug und rauscht Richtung Hamburg davon.