Die zwölf Mitgliedsbetriebe der Maler- und Lackiererinnung Schwandorf leiden unter akutem Fachkräftemangel. „Wir können den Bedarf mit einheimischen Jugendlichen nicht mehr decken und brauchen Zuwanderung“, fordert stellvertretender Obermeister Tobias Schober (Bruck) bei der Innungsversammlung am Mittwoch im Gasthof Wolfringmühle in Fensterbach.
Die Auszubildenden des Maler- und Lackiererhandwerks der Innungen Schwandorf, Cham, Amberg-Sulzbach und Weiden sind in einem Sprengel zusammengefasst und besuchen einmal in der Woche die Berufsschule in Schwandorf. Die Zahl ist mittlerweile auf 15 Lehrlinge geschrumpft. „Viermal so viele Fachkräfte werden in den nächsten Jahren aus Altersgründen ausscheiden“, gibt Tobias Schober zu bedenken und macht damit den Fachkräftemangel in seiner Branche deutlich.
Mit eigenem Nachwuchs lässt sich der Bedarf nicht decken. „Das sieht auch die Arbeitsagentur so und hat darauf reagiert“, erklärt Kreishandwerksmeister Florian Danzl. Er stellte bei der Innungsversammlung der Maler- & Lackiererinnung ein Pilotprojekt der Agentur für Arbeit, Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz und der Kreishandwerkerschaft Schwandorf vor, das bereits seit dem letzten Jahr im Landkreis Cham läuft und nun auch im Landkreis Schwandorf umgesetzt werden soll. Die Agentur für Arbeit wirbt Jugendliche aus dem asiatischen Staat Kirgisistan an und vermittelt sie an Handwerksbetriebe im Landkreis. Im Landkreis Cham ist dieses Projekt sehr erfolgreich angelaufen. Dort sind bereits 60 Jugendliche aus Kirgisistan angekommen und die Betriebe sind sehr angetan von den Azubis, so Danzl. Die Jugendlichen werden noch in ihrem Heimatland einem Auswahlverfahren unterzogen sowie mit einen intensiven Sprachkurs, der über mehrere Monate läuft, auf ihre Zukunft in Deutschland vorbereitet.
Für die Betriebe fällt eine Vermittlungsgebühr an. Damit werden z.B. Kosten für den Sprachkurs und Reisekosten, die die Jugendlichen alleine nicht aufbringen können gedeckt. Die Gebühr wird in zwei Schritten fällig: ein Teilbetrag wenn die Jugendlichen in Deutschland ihre Arbeit aufnehmen, ein weiterer nach Beendigung der Probezeit.
Die Innungsmitglieder diskutierten diesen neuen Ansatz mit großem Interesse und auch kritischen Fragen. Grundsätzlich zeigten sich viele Betriebe sehr offen für die Aufnahme von ausländischen Mitarbeitern und Azubis. Auch die Möglichkeit einer so genannten „Anerkennungspartnerschaft“ die das Fachkräfteeinwanderungsgesetz seit 2024 ermöglicht, wurde in Betracht gezogen.
Über Aufträge können die Betriebe trotz Flaute am Bau nicht klagen. „Wir sind mit Renovierungsarbeiten gut beschäftigt“, so der stellvertretende Obermeister.
Die Lehrlingsausbildung will die Innung auf neue Beine stellen und den wöchentlichen Schulbesuch durch eine Blockbeschulung ersetzen. Diese Lösung hält auch der Fachlehrer der Maler- und Lackierer an der Berufsschule Schwandorf, Marco Sossau, für sinnvoll, „denn dann können wir an Projekten arbeiten“.
Trotz Bedenken einiger Mitglieder will die Innung auch 2025 an der Bildungsmesse teilnehmen. „Wir müssen in der Öffentlichkeit Präsenz zeigen“, gibt die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft, Claudia Mendel, zu verstehen. Ein besseres Marketing als bei der Bildungsmesse könne die Innung nicht bekommen.
Die amtierende Obermeisterin Nadja Freinecker (Nabburg) wurde bei der Versammlung einstimmig im Amt bestätigt. Dem Innungsvorstand gehören ferner stellvertretender Obermeister Tobias Schober (Bruck), Vorstandsmitglieder Karl-Heinz Hartl (Bruck)und Reinhart Czupryniak an.