Bei den diesjährigen Stiftlandtagen waren die Teilnehmer einem besonderen Handwerk in Plößberg auf der Spur. Der Glasofenbau hat dort bereits seit 300 Jahren Tradition. Die vor 140 Jahren gegründete Firma Horn Glass Industries AG ist bis heute weltweit führend in dieser Branche.
Glas ist ein Werkstoff so vielfältig wie das Leben. Trinkgefäße, Fensterscheiben, Reagenzgläser, aber auch Brunnen, Kirchenfenster oder Vasen beschreiben nur einen kleinen Teil der Bandbreite, wo einem dieses Material täglich begegnet. Damit aus den Rohstoffen Quarzsand, Soda/ Pottasche und Kalk überhaupt Glas entstehen kann, sind Temperaturen um 1.450 °C notwendig. Um diese zu erreichen, sind spezielle Öfen notwendig, die diese Hitze erzeugen, aber auch ertragen können.
Bürgermeister Lothar Müller begrüßten persönlich 15 Personen zur Veranstaltung. Bei einer Führung durch das Museum in Plößberg erfuhr die Gruppe von Manfred Kopp vieles über die Entstehung der Glasindustrie und ihren Anfängen. Anhand von Fotos, Modellen, technischen Zeichnungen und Videos konnten sich die Teilnehmer ein Bild von der Arbeit der Ofenbauer machen. In der Abteilung Glas zeigten die Produkte von Glashütten aus aller Welt anschaulich, wo die Plößberger Ofenbauer überall im Einsatz waren. Benno Krottenthaler ging dabei auf die Entwicklung der Technik von Glasöfen ein und warum heute kaum noch Büttenöfen im Einsatz sind. Als besondere Ausnahme nannte er die Glashütte Lamberts, die erst 2021 einen solchen von Grund auf erneuern ließ. Für die mundgeblasene Produktion verschiedener Farbmischungen ist dieser ideal. In Firmen, die einfarbiges Glas maschinell bearbeiten, sind heutzutage Schmelzwannen im Einsatz, die im Dauerbetrieb Glas in großen Mengen zur Verfügung stellen.
Der Blick von der Vergangenheit in die Gegenwart gelang nur wenige Minuten entfernt direkt in der Firma Horn Glass Industries AG. Vorstand Stephan Meindl übernahm persönlich die Vorstellung des mittelständischen Unternehmens mit etwa 475 Mitarbeitern weltweit. Durch das große Know-how vor Ort „Made in Germany“ in der Glasschmelztechnik ist sie heute ein international führendes Unternehmen für die Planung und den Bau moderner Glasproduktionsanlagen. Doch die Konkurrenz besonders in China schlafe nicht, betont Meindl, sodass man sich ständig weiterentwickeln muss. Clemens Brüderer (Bereichsleiter Projektmanagement) und Dr. Lars Biennek (Bereichsleiter Technologie) standen ebenso ausführlich für Fragen zur Verfügung.
Nach dem Einblick in die moderne Technik der Glasproduktion führte Rainer Sommer (Bereichsleiter Fertigung) durch die Fertigung. Am Hauptstandort Plößberg werden die Teile gefertigt, die dann beim Kunden an Ort und Stelle zusammengebaut werden. Modernste Technik, wie zum Beispiel Schweißroboter, unterstützen die Mitarbeiter in der Fertigung. Trotzdem ist ihre Erfahrung der Mitarbeiter das A und O in der Produktion, um Qualität zu garantieren und Fehler zu vermeiden. Eine kleine Verköstigung rundete den interessanten Nachmittag ab.