Den schönen Reigen der Amberger Sommerkonzerte bereicherte am Freitagabend der Multichor aus Sulzbach-Rosenberg unter der Leitung von Franz Xaver Reinprecht mit einem zauberhaften Bilderbogen an Liedern aus aller Welt. Ehe sich die Schultore für mehrere Wochen geschlossen haben, sang der Chor vom Bühnensaal des Max-Reger-Gymnasiums in die Welt hinaus. Diesen Eindruck hatten die Sängerinnen und Sänger, wenn sie durch die Glastüren bis in die Stadt hinunterschauen konnten. In leuchtende bunten Farben gekleidet sangen sie mit einer Begeisterung und Freude, die auf die Zuhörer übersprang. „Die Welt ist Klang!” Der Wechsel von kraftvollen Gesängen aus Namibia oder Brasilien und zarten, spirituellen Klängen machte den Vortrag zu einem besonderen Erlebnis. So stand am Beginn ein Kanon, in dem das Gebet aus der h-Moll Messe von Johann Sebastian Bach anklingt „Da pacem domine”. Und gegen Ende ertönte der chassidische Gesang Nigun 1, der nur aus Silben besteht (Jai dai dai..): Im Singen und Tanzen wird die Schöpferkraft Gottes jenseits von Name und Form gepriesen. Aber was tat sich alles dazwischen auf! Der Chor nahm die Zuhörer mit nach Namibia und in den brasilianischen Urwald, man nahm teil an einer übermütigen Hochzeit in der Ukraine und folgte dem Blick eines georgischen Wasserträger auf eine junge Frau am Brunnen.. Verwandlungsfähig passten sich die Stimmen den unterschiedlichen Tonlagen und Ausdrucksweisen an – ohne Noten, in freier Wiedergabe der jeweiligen Sprache. Bei jedem Einsatz sprang ein elektrisierender Funke in die gesamte Gruppe. Was man hier erlebte, war nicht die vieldiskutierte „Aneignung fremder Kulturen”, sondern wie sich Welt erfahren lässt über die Musik: Im Singen wird man bereichert um neue Erfahrungsräume. Die Singenden wurden durchdrungen von der Emotionalität der Lieder. Exakte Rhythmuswechsel, das Mit-und Gegeneinander der Stimmen, die tänzerischen Bewegungen zur Musik wirkten überzeugend, ebenso wie der homogene Chorklang. Einen großen Anteil daran hatte der Chorleiter: er trat vor dem Publikum selbst begeistert und authentisch auf, führte mit Witz und Lebendigkeit in die Lieder ein und machte deutlich, wie seine eigene Inspiration und sein Schaffen aus der Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen, wie z.B. Namibia und Georgien, hervorging. Musik als Sprache der Menschheit, könnte man über seine Arbeit schreiben. Sie ist der Brückenschlag zwischen den Kulturen. In einem Lied machte sich diese zentrale Botschaft besonders deutlich: Das Volkslied „Kein schöner Land”von 1840 wird mit dem afrikanischen Lied „Sayari yetu” verbunden (ein Arrangement von Oliver Gies) in welchem das eigene Land, aber auch der schöne Planet besungen wird. Es endet mit der Mahnung, unseren Planeten zu bewahren. Ein besonderes Lob gilt den Solisten des Chores (darunter auch der Chorleiter selbst), die mit klaren, schönen Stimmen die Darbietung ergänzten. Last but not least: Dank für die bereitwillige Anwesenheit einer Lehrerin des Gymnasiums und die Mitarbeit zweier Schüler, die für eine fantastische Beleuchtung sorgten und an ein begeistertes Publikum, das mehr als nur 2 Zugaben hören wollte.