Herren, die Blumen für ihre Damen verteidigen; Damen, die ihre Kinderzimmer mit roten Mohnblüten tapezieren und Blüten, die durch Farbwechsel anzeigen, wie viel Nektar und Pollen noch zu holen sind: Über spannende Geschichten aus der Welt der Wildbienen informiert eine neue Nisthilfe am Landratsamt Schwandorf. Diese entstand in einer gemeinsamen Aktion des Kreisjungendring Schwandorf, den Dr. Loew Sozialen Dienstleistungen und der Rangerin des Naturpark Oberpfälzer Wald.

Nach dem Prinzip „aus alt mach neu“ diente ein früheres Insektenhotel als Grundlage für die nun auf Wildbienen spezialisierte Unterkunft. „Der heutige Wissensstand ist, dass unsere Insekten tatsächlich weder Zapfen, noch Schneckenhäuser oder Ziegelsteine als Ersatzwohnungen zu natürlichen Lebensräumen annehmen“, erklärt Anna Spiller, Rangerin im Naturpark Oberpfälzer Wald. Wie an der neuen Nisthilfe nachzulesen ist, baut die Schneckenhaus-Mauerbiene ihre Brutzellen zwar tatsächlich in ein Schneckenhaus, allerdings nur, wenn dieses auf dem Boden liegt. Denn nur dann kann sie es gut verstecken, indem sie es mit Algen beklebt und ein Zelt aus Baumnadeln darüber baut. „Nicht ideal in vielen Insektenhotels ist auch das Bohren von Löchern in das Stirnholz der Stämme“, ergänzt die Rangerin. Zwar werden gebohrte Gänge von Wildbienen als Unterschlupf und zur Brut genutzt, aber die durch Bohrungen ins Stirnholz entstandenen Gänge können für Bienen gefährlich sein. Durch den natürlichen Verlauf der Kapillaren im Holz wird die Brut zum einen schneller feucht, wodurch sie schimmeln und absterben kann. Zum anderen franst das Holz bei einem Anbohren in die Stirnseite aus. Ist ein Nistgang aber nicht glatt, könnte sich die Biene ihre Flügel daran verletzen. Für die neue Nisthilfe verwendeten die Kinder daher maschinell und sehr scharf geschnittene Bambus- und Schilfröhrchen und bohren Löcher seitlich in die Stämme hinein. Zusätzlich wurden diese dann sogar noch mit Feilen geglättet. Geschützt werden Schilf und Bambus mit einem Drahtgitter, da sie sonst von Vögeln herausgezogen werden könnten.

Ergänzt wurde die Nisthilfe mit einer Informationstafel des Vereins Die Summer e.V., der in Bayreuth ansässig ist und sich für urbane Insektenbiotope einsetzt. So erfahren interessierte Besucher beispielsweise, dass die beste Nisthilfe nicht zu kaufen ist. Da rund 75% unserer Wildbienen im Boden nisten, sind nicht-versiegelte, sandig-lehmige Stellen in einem naturbelassenen Garten mehr wert als jedes Insektenhotel. Auch Stellen mit hohem Gras, die nur ein oder zwei Mal pro Jahr gemäht werden, sind unerlässlich für das Überleben unserer rund 585 Wildbienenarten, von denen schon 45 Prozent vom Rückgang betroffen sind.

Die neue Wildbienen-Nisthilfe steht am Rande des Obstgartens und ist vom unteren Parkplatz des Landratsamtes aus gut zu sehen. Auf der Rückseite befindet sich Informationsmaterial zum Mitnehmen, auch für spielerisches Lernen und Entdecken kleiner Besucher.