Die Stadtbücherei Tirschenreuth quoll aus allen Nähten, auch die rasch zusätzlich herbeigeholten Stühle reichten nicht aus. Zur Autorenlesung mit dem gebürtigen Tirschenreuther Siegfried Fuchs - der pensionierte Kriminalbeamte wohnt jetzt in Vorra bei Hersbruck in Mittelfranken - kamen zahlreiche Besucher, darunter auch Verwandte, ehemalige Mitschüler und Mitbewohner seines Geburtshauses in der Mitterteicher Straße am jetzigen Kreisverkehr. Dieses Gebäude, von den Tirschenreuthern „Fabriksbau” genannt, stand im Mittelpunkt des ersten Abschnitts der Lesung aus dem Buch „Erinnerungen an Tirschenreuth”, erschienen im Jahr 2022. Der Autor, Jahrgang 1944, schilderte detailliert die damaligen bescheidenen Wohnverhältnisse mit einer recht unhygienischen Toilette und ohne Bad und Dusche. Gebadet wurde in einem Zuber im Keller. Der Autor erinnert sich, wie er als kleiner Bub die Aussicht vom Erkerfenster im Wohnzimmer zum regen Treiben am Bahnhof und am benachbarten Lagerhaus genoss.
In lebhafter Erinnerung blieben dem Referenten die ersten Versuche, als Sechsjähriger auf einem Damenfahrrad das Radfahren zu erlernen, ebenso die unzähligen Fahrten nach Hohenwald zum Bauern Bäuml, um Milch zu holen. Dieses Unterfangen war nicht ganz ungefährlich, denn der Weg führte damals noch auf der alten, holprigen Schotterstraße am Schickerschlössl vorbei über Ziegelhütte und den Steinbruch und gab oft Anlass zu Stürzen. Am Ziel sorgte der scharfe Hofhund für Angst und Schrecken.
Ein weiterer Schwerpunkt der Lesung war die Großfamilie Fuchs, von der neben Siegfrieds Mutter ein Großteil der nahen Verwandten bei der Porzellanfabrik Hutschenreuther in den verschiedensten Abteilungen in Brot und Lohn stand. Für die Zuhörer wurden bei der ausführlichen Beschreibung des alten Fabrikgebäudes und -geländes lebhafte Erinnerungen wach, zumal nach der Werksschließung im Jahr 1994 die komplette Fabrik außer der Kegelbahn dem Erdboden gleichgemacht und sogar der Verlauf der Mühlbühlstraße geändert wurde.
Musikalisch umrahmt wurde der Leseabend vom ehemaligen Lehrer der Kreismusikschule, Viktor Ehlscheid auf dem Akkordeon mit stimmungsvollen Musikstücken. Nach der Lesung bestand Gelegenheit zum Austausch.