Am vergangenen Wochenende blickte die evangelische Gemeinde nicht nur zurück auf sechs Jahrzehnte Kirchengeschichte in Wackersdorf, sondern feierte zugleich ein ganz persönliches Jubiläum: Pfarrer Stefan Drechsler, der selbst in Wackersdorf lebt, wurde genau am Tag der Grundsteinlegung 1965 geboren – und beging daher seinen 60. Geburtstag im Kreis seiner Gemeinde.
Mit einem festlichen Gottesdienst – musikalisch untermalt vom Chor DiSono aus Weiden – und einem anschließenden Gemeindefest mit Live-Musik auf der Wiese vor der Kirche wurde das „Doppel-Jubiläum” gefeiert.
Ein Blick zurück: Am 25. Juli 1965 legte man an der Sportplatzstraße den Grundstein für das neue Gotteshaus. Nur zehn Monate später, im Mai 1966, wurde die Friedenskirche feierlich eingeweiht. Prominentester Gratulant war kein Geringerer als der damalige Bundeskanzler Ludwig Erhard, der eine Altarbibel mit persönlicher Widmung spendete – ein bis heute gehütetes Stück Zeitgeschichte.
Wackersdorf gehörte kirchlich zur Schwandorfer Gemeinde, die damals durch viele evangelische Heimatvertriebene – vor allem aus Schlesien – rasant gewachsen war. Evangelische Gottesdienste fanden in Wackersdorf zuvor notgedrungen im katholischen Jugendheim statt. Klar war: Ein eigenes Gotteshaus musste her.
1961 wurde mit Unterstützung von Rathaus und Gemeinderat ein Grundstück erworben, ein halbes Jahr später gründete sich ein Kirchenbauverein unter der Leitung von Pfarrer Rückert. Für die Planung holte man Regierungsbaumeister Gustav Gsaenger, der zahlreiche Kirchenbauten in ganz Bayern verantwortete.
Die Friedenskirche schmiegt sich harmonisch an einen bewaldeten Hang, bietet rund 100 Gläubigen Platz und wird im Inneren von einem farbenprächtigen Glasfenster mit Jesusdarstellung geprägt, das besonders im Morgenlicht eine eindrucksvolle Atmosphäre schafft.
Ein weitere Eigentümlichkeit sind die zwei von Hand zu läutenden Glocken – in Zeiten von Digitaltechnik ein charmantes Relikt. Und auch musikalisch hat die Kirche etwas Besonderes zu bieten: Seit 1970 beherbergt sie eine Steinmeyer-Orgel aus dem Jahr 1944, die ursprünglich in der Schlosskirche der Evangelischen Akademie Tutzing stand. Für 6000 Mark fand sie damals ihren Weg nach Wackersdorf und liefert seitdem den festlichen Klangteppich für Gottesdienste. Im Untergeschoss wurde kürzlich renoviert: Ein heller Gruppenraum mit Küche und WC steht nun der Gemeinde für Treffen und Veranstaltungen zur Verfügung.
So festlich das Jubiläum auch war – ganz ohne nachdenkliche Töne kam es nicht aus. Bürgermeister Thomas Falter und die Pfarrer erinnerten daran, dass vielerorts Kirchen geschlossen werden – sei es aus finanziellen Gründen oder wegen fehlender Nutzung. Ob die Friedenskirche langfristig bestehen bleibt, sei unklar. Entscheidend werde sein, wie sehr die Gemeinde ihr Gotteshaus auch künftig als zentralen Ort des Glaubens, der Begegnung und des Zusammenhalts annimmt. Dem Festgottesdienst schloss sich eine Feier im Garten der Kirche an.