Wie gelingt es, innovative Lösungen in die Praxis der Landwirtschaft zu bringen? Diese Frage beschäftigte die angehenden Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter der Höheren Landbauschule Almesbach (HLS) beim Innovationsworkshop der Lehrkraft Michael Riebel. Im Mittelpunkt stand das Projektbeispiel „KlärCarbDünger”, das die Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlämmen mithilfe der hydrothermalen Carbonisierung (HTC) erforscht.
Hintergrund zum Workshop Das Workshop-Konzept selbst wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus in Kooperation mit der Staatlichen Führungsakademie (FüAk) ins Leben gerufen. Ziel war es, die Studierenden frühzeitig für innovative Prozesse zu sensibilisieren und sie zu ermutigen, neue Wege zu gehen. „Wir möchten künftige Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter dazu anregen, selbst aktiv zu werden”, erklärte Helene Faltermeier-Huber, Ansprechpartnerin für das EIP-Agri-Programm.
Konkretes Beispiel: Phosphorrückgewinnung Phosphor ist ein lebensnotwendiger Nährstoff, dessen globale Reserven endlich sind. In Deutschland wird der Großteil der Klärschlämme verbrannt, wodurch wertvoller Phosphor verloren geht. Das Projekt „KlärCarbDünger” zeigt, wie sich aus Klärschlämmen ein hochwertiger Dünger gewinnen lässt, der eine bessere CO₂- und Energiebilanz aufweist als herkömmliche Verfahren. Langfristig könnte diese Technologie bis zu 30 Prozent des bayerischen Phosphorbedarfs decken.
Die Studierenden erhielten nicht nur Einblicke in die wissenschaftlichen und technischen Hintergründe, sondern auch praktische Erfahrungen. Philipp Then, ein beteiligter Landwirt, führte erste Gefäßversuche mit Kresse durch und verglich die Wirkung verschiedener Düngemittel, darunter das im Projekt gewonnene Struvit, mit klassischen Varianten wie Ammoniumphosphat. Der nächste Schritt könnte ein Feldversuch mit Mais sein.
Innovation lebt von Gemeinschaft Ein weiterer wichtiger Aspekt des Workshops war das Prinzip „Innovation durch Kooperation”. Michael Diestel vom Bayerischen Bauernverband (BBV)/Agrokraft betonte die Bedeutung gemeinsamer Umsetzung von Innovationsprojekten. „Es geht nicht nur darum, zu sagen: 'Mach mal!', sondern gemeinsam zu starten und zu fragen: 'Magst du mitmachen?'”, so Diestel. Auch BBV-Vizepräsident Ely Eibisch, der sich intensiv mit dem Thema Energie beschäftigt, begleitete den Nachmittag.
Mut über den Tellerrand hinaus Organisator Michael Riebel, HLS-Lehrkraft für Betriebswirtschaft und Finanzmanagement, fasste zusammen: „Innovation und Landwirtschaft gehören aus meiner Sicht zusammen. Entscheidend ist, dass unsere Studierenden über den Tellerrand hinausblicken und lernen, eigene Ideen mutig anzupacken.”