Die Veränderung in der Medienlandschaft und speziell im Lokaljournalismus hat Chefredakteur Kai Gohlke von Oberpfalz-Medien in einem Vortrag beim Freundeskreis Weiden der Evangelischen Akademie Tutzing erläutert. Während die Zahl der Abonnenten von gedruckten Zeitungen deutschlandweit seit den frühen 80er Jahren immer weiter sinke, würden digitale Abo-Modelle wie E-Paper und seit wenigen Jahren auch Plus-Abod immer wichtiger. Dafür brauche es die passenden Inhalte, die sich an Erwartungen und Bedürfnissen der Leserinnen und Leser orientieren. Um diese Inhalte in der nötigen Qualität und Menge erstellen zu können, richte sich Redaktion auch bei Oberpfalz-Medien gerade neu aus.
Ursächlich für den Wandel seien zum einen demographischen Faktoren, denn das Durchschnittsalter der Abonnenten der gedruckten Zeitung liege inzwischen bei 68 Jahren. Daneben sei auch die einst bestehende Alleinstellung bei der regionalen Berichterstattung weggefallen. Die Individualisierung und Polarisierung in der Gesellschaft sowie überproportional steigenden Kosten für den Druck und die Zustellung einer Zeitung erschwerten die Situation noch.
Deshalb setzt Gohlke auf eine „konsequente Ausrichtung auf den digitalen Lokaljournalismus“. Alle dafür infrage kommenden Plattformen müssten dafür genutzt werden, inklusive der dafür passenden Geschäftsmodelle. Ziel sei es, durch den Ausbau der digitalen Angebote wie E-Paper und Plus-Abos in Summe die Zahl der Abonnenten konstant zu halten. Das sei notwendig, um professionellen Lokaljournalismus auch in Zukunft zu finanzieren. Schließlich bekämen regionale Zeitungsverlage im Gegensatz zu privaten Radio- und Fernsehsendern und zu öffentlich-rechtlichen Medien kein Geld vom Staat.
Gohlke betonte die Rolle des professionellen und unabhängigen Lokaljournalismus als wichtige Kontrollinstanz und „vierte Macht im Staat“. Wo dieser verschwinde, würden politische Entscheidungen vor Ort nicht mehr hinterfragt, Korruption nehme zu und politischer Extremismus werde nachweislich gestärkt. Neue, rein digitale Angebote schaffen Gohlke zufolge oft nicht den Schritt in die wirtschaftliche Unabhängigkeit. Außerdem greifen für sie die Instrumente zur Einhaltung der journalistischen Qualität oft nicht: Trennung von Redaktion und Anzeigen, Zuständigkeit des Pressrats und Verpflichtung auf den Pressekodex sowie eine geregelte Ausbildung.
Gohlke ging auch noch auf die Chancen und die Risiken beim Einsatz von künstlicher Intelligenz im Journalismus ein. Gohlke betonte, dass KI „immer nur unter menschlicher Aufsicht“ und in genau definierten Anwendungen zum Einsatz kommen dürfe, etwa zur reinen Unterstützung bei der Inhalteerstellung, bei der Kommunikation mit Kunden oder in der Prozessoptimierung. „Von einem Menschen erstellt“ werde künftig ein wichtiges Qualitätsmerkmal für journalistische Beiträge sein.