Um den Schülerinnen und Schülern das Thema „Flucht und Vertreibung“ näherzubringen, lädt die Fachoberschule Marktredwitz Peter Heidler ein. Er berichtet von seinen persönlichen Erlebnissen nach 1945.
Religions- und Ethikunterricht einmal anders: Andächtig lauschen die Zwölftklässler in der Aula den Erzählungen Peter Heidlers, der vor 78 Jahren mit seiner Familie seine Heimat – das Sudetenland – verließ. Wie es zu dieser großen Fluchtbewegung und den Vertreibungen zahlreicher Deutscher aus Ost-, Mittel- und Südosteuropa ab 1944 kam, erklärt Heidler mit einem Blick in die Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Dabei erwähnt er nicht nur Hitlers Einverleibung des Sudetenlandes ab 1938, sondern erinnert auch noch einmal an die Millionen Toten dieses Krieges. Er beschreibt, wie unzählige getötete Juden mit einem Bulldozer in ein Massengrab geschoben wurden und drückt seine Fassungslosigkeit darüber aus, „wie Menschen mit ihresgleichen umgehen“. Damit greift Heidler – passend für den Ethik- und Religionsunterricht – auch das Thema der Menschenwürde auf. Dass diese zu der Zeit nicht jedem zugestanden wurde, zeigen seine Berichte über die damaligen menschenunwürdigen Bedingungen: die als vogelfrei geltenden Deutschen in Tschechien, die Vergewaltigungen und Prügel, die Bekannte ihm später schilderten, und die herabwürdigende Behandlung der Neuankömmlinge in den Flüchtlingsheimen, die sich nackt ausziehen mussten und dann mit kaltem Wasser abgespritzt wurden. Heidler erzählt, dass auch er selbst beinahe zu den vielen Toten der Flucht gezählt hätte, weil er auf dem Weg nach Hof im Oktober 1946 wegen des frühen Kälteeinbruchs fast erfroren wäre. Mit alten Fotografien, Erzählungen von seiner Familie und persönlichen Erinnerungen beschreibt Heidler den Schülerinnen und Schülern dann sehr anschaulich seinen Aufenthalt in der Flüchtlingsunterkunft in Hof: Wie kalt es in den Baracken war, in die der Schnee hineinblies. Wie er auch im Winter wie viele andere nur eine kurze Hose trug, weil er nichts anderes hatte. Und wie man sich an einer Waschschüssel wusch oder in einer Zinkwanne nacheinander im gleichen Wasser badete, das man vorher erst kübelweise holen und auf dem Ofen erwärmen musste. Die Schülerinnen und Schüler erhielten damit einen recht lebendigen Eindruck einer für sie unvorstellbaren Zeit der Entbehrungen. Gleichzeitig betont Heidler aber auch den damals ausgeprägten Gemeinschaftssinn und erzählt davon, wie gern und ausdauernd die Kinder mit einem Pfennig Tischfußball spielten. „Man hat gelernt, mit wenig auszukommen, um zufrieden zu sein“, sagt der pensionierte Berufsschullehrer und gibt den jungen Leuten etwas Wichtiges mit auf den Weg: dass unser heutiges Denken, man brauche möglichst viel, eben oft gerade nicht glücklich mache. Und noch eine Sache liegt Peter Heidler am Herzen: dass wir uns – anders als vor und nach 1945 – gegenseitig respektieren und versuchen, gut miteinander auskommen. Deshalb schließt er seinen Einblick in sein Leben mit einem Aufruf zum Frieden.