Zum wiederholten Mal fand am Wochenende bundesweit der „Tag der Archive“ statt. Dabei wurde die öffentliche Aufmerksamkeit auf die vielfältigen Funktionen der Archive gelenkt. Im Landkreis Tirschenreuth war dieser Aktionstag, wie in vielen anderen Landkreisen, kein Thema. „Zu Unrecht“, wie viele Archivpfleger finden. Denn vielerorts schlummern in Archiven von Städten, Märkten, Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften historische Schätze.
Aber erkannt und genutzt werden können sie nur, wenn die Archive auch gepflegt werden und übersichtlich geordnet sind. Genau darin liegt das Problem. Denn vor allem die Archive der kleineren Märkte und Gemeinden werden oft nur neben- oder ehrenamtlich betreut. Erschwerend kommt noch, dass die Archivpfleger im Zuge der Digitalisierung plötzlich vor völlig neuen Aufgaben stehen. Wie sollen sie die digitalen Schätze dauerhaft sichern? Kartons und Karteikarten sind da keine gute Lösung mehr.
Dies wurde bei einer Tagung von Archivpflegern aus dem östlichen Bereich des Landkreises Tirschenreuth in Waldsassen deutlich. Eine Herausforderung der Zukunft werde die Sicherung der digitalen Datensätze sein, da diese im Gegensatz zu Papier rückstandsfrei gelöscht werden könnten und damit unersetzbare Datenverluste verursacht würden, warnte Kreisarchivpfleger Erich Schraml laut einer Mitteilung. Im Großen und Ganzen habe sich in den Kommunen die Einsicht durchgesetzt, dass die alten Papierunterlagen der Gemeinden kein „altes Klump“ seien, sondern das Langzeitgedächtnis der Kommunen darstellten, urteilt der Kreisarchivpfleger nach dem Treffen. Erich Schraml hatte die Kommunalarchivpfleger der ihm zugeordneten Kommunen aus dem Altlandkreis Tirschenreuth zur Dienstbesprechung nach Waldsassen eingeladen, um den Erfahrungsaustausch untereinander zu erleichtern. „Jeder Kommunalarchivpfleger konnte sich und sein Archiv vorstellen und auch die Problembereiche erörtern, mit denen er oder die Fachkollegin immer wieder konfrontiert werden“, so Schraml. Hierbei stellte sich laut Mitteilung heraus, dass die Archive im Sprengel durchaus nicht homogen organisiert seien. Die Archive im Altlandkreis Tirschenreuth böten ein breites Spektrum von „gut untergebrachten, gut betreuten und für die Benutzung zugänglichen Standorten bis zu Kommunen, die kein Archiv haben“.
Als positiv bewertete Schraml die Personalsituation. 13 von insgesamt 15 Kommunen im Altlandkreis Tirschenreuth hätten einen kompetenten Ansprechpartner für das Archiv. Teilweise seien die Unterbringung und die Ausstattung der Archive aber weniger gut. Während die Archive der Städte generell gut aufgestellt seien und vereinzelt sogar eine Archivierungssoftware hätten, gebe es bei den kleineren Kommunalarchiven noch Luft nach oben. Als Ausnahme hob Schraml die Kommunalarchive in Bad Neualbenreuth und Konnersreuth hervor. In Bad Neualbenreuth habe Altbürgermeister Albert Köstler mit sehr viel Fleiß den Grundstock für ein vorbildliches Archiv gelegt. In Konnersreuth engagiere sich Bürgermeister Max Bindl ebenfalls sehr stark für das Archiv.
Den Abschluss der Tagung bildete ein gemeinsamer Rundgang durch das Archiv der Stadt Waldsassen, das der seit 2020 bestellte Archivpfleger Hermann Müller vorstellte.