Der Gong kündigt das Ende einer jeden Unterrichtsstunde an. Doch am Montag vernahmen die Immenreuther Schüler und Lehrer einen anderen, durchdringenden Ton – und ließen daraufhin alles stehen und liegen. Auch wenn es nur eine Übung war.
„Sie werden erstmals erschrecken, wenn der Alarm ertönt“, meinte vorab Rektorin Gudrun Lehner von der Grundschule gegenüber Oberpfalz-Medien. Zusammen mit dem Sonderpädagogischen Förderzentrum wurde die zweite Feuerschutzübung des Schulzentrums in dem zu Ende gehenden Schuljahr ausgelöst. Nach den Worten von Kreisbrandinspektor Otto Braunreuther, der den vom Immenreuther Kommandanten Uwe Engelbrecht geleiteten „Einsatz“ für die Kinder und Lehrkräfte moderierte, sind zwei Übungen in einem Schuljahr vorgeschrieben – eine angekündigte zu Beginn des Schuljahres und eine zweite unangekündigte.
Ausgangslage dieses Mal war ein ausgebrochener Brand im Technikraum. Der Feuermelder schlug an. Um das Szenario möglichst realistisch zu gestalten, kam eine Nebelmaschine zum Einsatz. Auch wenn es nur Übungsrauch war, „können die Kinder sehen, dass etwas ,brennt’“, führte der Kreisbrandinspektor aus. Für die 132 Schüler und die Lehrkräfte war es wichtig, ohne Eile zum Sammelplatz, dem Hartplatz zwischen Schule und Sportanlage, zu gelangen und sich mit den Verhaltensregeln vertraut zu machen. Dort wartete Kreisbrandinspektor Otto Braunreuther. Er erklärte den Einsatzverlauf bei der Feuerwehr und der Prüfung, ob alle Schüler und Lehrkräfte den Schulkomplex verlassen haben. Zwei Personen wurden bei der Übung vermisst.
Weiter erläuterte Braunreuther den Weg von der Alarmierung bis zum Eintreffen der Wehren von Immenreuth, Kemnath und Punreuth. Währenddessen begannen die knapp zwei Dutzend Brandschützer mit der Vermisstensuche, Brandbekämpfung und Menschenrettung. Eine verletzte Person wurde gefunden, eine zweite musste aus dem oberen Stockwerk der Schule mit der Kemnather Drehleiter in Sicherheit gebracht werden.
Unüberhörbar war das „Ja“ der 128 Schüler gleich zu Beginn der Übung auf die Frage von Otto Braunreuther: „Sollen wir Schule brennen lassen?“ Viele Hände streckten sich auf die weitere Frage in die Höhe, wer bei der Kinderfeuerwehr ist. 54 sind es zurzeit bei den Immenreuther Feuerdrachen. „Ich finde es super, wenn die Kinder hier mitmachen“, meinte Sabine Hoffmann, Leiterin des Sonderpädagogischen Förderzentrums. Hanna Köstler von der dritten Klasse der Grundschule betonte: „Es ist wichtig, dass die Kinder wissen, wie sie im Ernstfall reagieren müssen und Feuer vermeiden können“. Beide Schulen haben den Vorteil mit Steffi Danzer, Betreuerin der Immenreuther Kinderfeuerwehr, und Hanna Köstler, Jugendwartin und Atemschutzträgerin der Fichtelberger Wehr, zwei Brandschützerinnen in ihren Reihen zu haben.
Nach gut eineinhalb Stunden konnten die Einsatzkräfte wieder abrücken. Otto Braunreuther zeigte sich auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien sehr zufrieden mit dem Einsatzverlauf. Die Räumung der Klassenzimmer sei „super ruhig und wie gedacht“ abgelaufen. „Etwas nachschärfen“ müsse man noch hinsichtlich der Kontaktperson aus den Reihen der Lehrkräfte, von der die Feuerwehr Informationen erhalten könnte.
Lehrerin Heike Haßmann gestand, ein mulmiges Gefühl gehabt zu haben, nachdem sie mit der Drehleiter aus dem oberen Stockwerk der Schule gerettet worden war und als Zugabe noch von der ganz ausgefahrenen Drehleiter den Schülern zuwinken durfte. Sie zollte aber der Arbeit der Feuerwehr Lob. Dieses freiwillige Ehrenamt zum Schutz der Bürger hob auch Bürgermeister Thomas Kaufmann ganz besonders hervor. „Die Feuerwehr ist ein ganz wichtiges Amt“, betonte er und rief zum Engagement bei der Feuerwehr auf.