Das Gartenschläfer-Projekt von Bund Naturschutz, Naturpark Fichtelgebirge und Bayerischen Staatsforsten geht in die nächste Runde. Die Bilche mit der schwarzen „Zorro-Maske“ bekommen Nisthöhlen.
Försterin Katharina Bäcker von den Bayerischen Staatsforsten und Ranger Nico Daume vom Naturpark Fichtelgebirge haben in den vergangenen Tagen rund um die Kösseine die ersten von insgesamt 60 Nisthöhlen für Gartenschläfer im Fichtelgebirgswald angebracht, informiert der Forstbetrieb Fichtelberg. Das Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“, eine Kooperation unter anderem zwischen dem Bund Naturschutz, dem Naturpark Fichtelgebirge und den Bayerischen Staatsforsten, geht damit in die nächste Runde. Schon seit vielen Jahren wird im Fichtelgebirge sowie im benachbarten Frankenwald das Leben dieser Bilch-Art intensiv erforscht, heißt es in der Mitteilung des Forstbetriebs Fichtelberg.
Der Gartenschläfer, ein rund 15 Zentimeter langer Bilch mit einer schwarzen „Zorro-Maske“, ist nahe verwandt mit Siebenschläfer und Haselmaus. Er lebt nachtaktiv und verbringt die kalte Jahreszeit bis etwa April in Felshöhlen, in die er sich zum Winterschlaf zurückzieht, so der Forstbetrieb Fichtelberg. In der wärmeren Jahreshälfte hält er sich am liebsten in totholzreichen, naturnahen Wäldern auf, mit Baumhöhlen, reichlich Beerkraut am Boden und Felsen, zwischen denen er sich verstecken kann. „Steinreich und ein bisschen durcheinander”, so beschreibt Katharina Bäcker den optimalen Lebensraum der Bilche.
Diese Situation finden die Schlafmäuse im Fichtelgebirge mit seinen naturnahen Wäldern und Felspartien noch häufig. Deshalb gilt die Region auch als sogenannter Hotspot, als wichtiger Verbreitungsschwerpunkt der Gartenschläfer. Deutschlandweit betrachtet ist die Art in den zurückliegenden Jahren stark zurückgegangen und steht auf der „Roten Liste 2”, einer Warnstufe für vom Aussterben bedrohte Arten, heißt es in der Pressemitteilung des Forstbetriebs.
Veränderungen im Lebensraum, Pestizideinsatz und der Klimawandel machten den an kühles Klima angepassten Bilch zu schaffen. „Mit den Nisthöhlen möchten wir den Tieren Unterschlupf bieten und ihnen helfen, ihre Populationen zu stabilisieren“, erklärt Försterin Katharina Bäcker. „Gleichzeitig erfahren wir so, wo sich die Gartenschläfer am liebsten aufhalten. Diese Informationen helfen uns, die Tiere noch besser zu schützen und ihre Lebensräume zu erhalten.“
Die Nisthöhlen aus Holz ähneln auf den ersten Blick normalen Vogelnistkästen, haben aber im Gegensatz zu diesen kein Einflugloch vorne. Vielmehr krabbeln die Gartenschläfer am Baumstamm hoch und zwängen sich von hinten durch eine Öffnung in den Kasten. So sind sie vor Fressfeinden, wie dem Marder oder auch vor brütenden Vögeln sicher, die ihnen sonst im Frühjahr die Nisthöhle wegschnappen könnten, erläutert der Forstbetrieb Fichtelberg.
In einer Höhe von rund zwei Metern werden diese Nisthilfen an Bäumen montiert. „Die Bilche bevorzugen Nisthöhlen mit einem Durchmesser von etwa zehn Zentimetern“, so Ranger Nico Daume. „Wichtig ist, dass die Höhlen trocken und gut gedämmt sind, damit die Tiere darin ungestört ihren Nachwuchs großziehen können.“
Eine wichtige Bitte haben die beiden Bilchspezialisten an alle Waldbesucher: „Bitte stören Sie die Tiere nicht, indem Sie sich an den Kästen zu schaffen machen. Das führt dazu, dass die Kästen verlassen werden und die Tiere eine neue Bleibe suchen müssen. Dabei bleiben dann oft die Gartenschläfer-Babys zurück und sterben.“
Ausdrücklich lobt Nico Daume laut Mitteilung das Engagement des Forstes zugunsten dieser Tierart. „Das Erhalten von Totholz, das behutsame Vorgehen bei der Waldbewirtschaftung, auch das Offenhalten von Felspartien – all das sind wichtige Bausteine, um die Gartenschläfer-Population zu erhalten und zu schützen.”
Ein weiteres Ziel des Projekts ist es, Verbindungskorridore zu Populationen in anderen Mittelgebirgen, wie zum Beispiel im Frankenwald und im Steinwald, zu identifizieren. „Der Gartenschläfer ist ein wichtiger Teil des Ökosystems“, so Nico Daume. „Mit dem Projekt 'Spurensuche Gartenschläfer' möchten wir dazu beitragen, diese possierlichen Tiere und ihren Lebensraum zu schützen.“
„Mit den Nisthöhlen möchten wir den Tieren Unterschlupf bieten und ihnen helfen, ihre Populationen zu stabilisieren.“